Zum Evangelium Joh 20,19-23 zu Pfingsten, 28.05.2023
19 Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!
20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.
21 Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.
22 Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
23 Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.
Einheitsübersetzung (2016)
Die Hoffnung schien verloren, nachdem Jesus am Kreuz gestorben ist. Die Jünger Jesu befürchten nun, dass sie ein ähnliches Schicksal erleiden müssen. Aus diesem Grund schließen sie sich ein und verharren voller Angst vor dem, was passieren könnte.
Diese Angst vor der Ungewissheit kennen Sie wahrscheinlich genau so gut wie ich auch. Die Entscheidung der richtigen Berufswahl, gesellschaftliche/politische Entwicklungen oder aber Gefahren, die das Leben mitunter ordentlich durcheinanderbringen können: Unfall, Arbeitslosigkeit, Krankheit…
Ungewissheit vor dem ,was passieren könnte, engt ein und nimmt uns gewissermaßen die Luft zum Atmen, die Luft zum Leben. Angst grenzt uns ein und macht unser Leben immer enger, sie nimmt uns den Mut, Herausforderungen anzunehmen und zu überwinden. Wir gehen da lieber auf Nummer Sicher und verharren in unserem „stillen Kämmerlein“ bis die Situation vorüber ist. Dieses Aussitzen führt aber dann auch dazu, dass wir nur an uns denken und die Anderen um uns herum aus den Augen verlieren, nach dem Motto: „Hauptsache mir geht es gut!“
Ähnlich ging es damals auch den Jüngern, sie haben mit Jesus ihre Lebensgrundlage verloren und zeigten berechtigt Angst. Die Situation war für sie mehr als ungewiss. Zum einen die Frage, wie es weitergehen soll/kann und zum anderen die Bedrohung, selbst gefangen genommen und bestraft zu werden. Der sprichwörtliche Einschluss scheint nur mehr als nachvollziehbar, aber zeigt zugleich, wie die Angst Menschen in Besitz nehmen kann und sie isoliert.
Und dann kommt Jesus direkt in ihre Mitte und spricht die Worte: „Friede sei mit euch!“ und das gleich zweimal. Mitten in ihrer Angst, ihrer Ungewissheit, ihrer Bedrohung erscheint Jesus und spendet ihnen Frieden.
Jesus schafft es, dass die Jünger nun auf ihn blicken und nicht mehr nur auf sich selbst. Damit schafft er es zugleich, den Kreis zu öffnen, er bricht ihn quasi auf. Durch sein Erscheinen und seine Worte zeigt er, dass er in der Angst und in der Not eines jeden Menschen da ist und Frieden sowie Sicherheit bringt. Denn er ist es, der den Tod, die vielleicht größte Angst, überwunden hat. Er bringt Frieden!
Und mit einem Mal ändert sich die ganze Stimmung. Die Jünger freuen sich, Jesus zu sehen und sind nun voller Zuversicht, denn Jesus haucht ihnen den Heiligen Geist, den kraftspendenden Atem Gottes ein, verbunden mit einem Sendungsauftrag. Wie er einst selbst in seinen Ängsten nicht bei sich geblieben ist, sondern sich um die Menschen um ihn herum gekümmert hat, so sollen auch seine Jünger nicht bei sich bleiben, sondern den Kreis nach Außen öffnen und die Botschaft Jesu: „Friede sei mit euch!“ verbreiten.
So ist es in Joh 20, 19-23 nicht nur eine Botschaft an die Jünger, sondern auch eine Botschaft an uns: Wir sollen die Botschaft Jesu weitertragen und sie nicht für uns behalten, sie soll nicht hinter verschlossenen Türen bleiben, sondern den Weg durch die Straßen, Dörfer und Städte dieser Welt finden, damit die Menschen Frieden finden.
Doch leichter gesagt als getan, gerade in Zeiten, in denen wir Angst haben, vor dem was kommen mag, in Zeiten der Ungewissheit. Normalerweise reagieren wir entweder mit Kampf und Aggression auf Angst, um unsere Unsicherheit zu überspielen oder aber wir ziehen uns zurück und verschließen uns vor der Außenwelt und vor uns selbst.
Jesus zeigt uns, dass es auch anders geht. Indem er den Jüngern den Heiligen Geist einhaucht, der uns mit ihm in einer Art und Weise verbindet, die es ermöglicht, die Ketten der Angst zu sprengen und uns Mut und Zuversicht sowie Sicherheit schenkt. So wie es schon bei Petrus geschehen ist, der sich trotz Androhung der Todesstrafe offen zu Jesus bekennt. Zugleich zeigt diese Situation, dass Jesus nicht nachtragend ist und Petrus beisteht, obwohl dieser ihn mehrfach verleugnet hat.
Jesus will uns sagen, dass wir den Blick auf ihn und seine Botschaft richten und uns nicht von der Angst einschränken lassen sollen. Der Blick auf Jesus, der den Tod überwunden hat, ermöglicht uns mit Kraft, Hoffnung und Zuversicht nach Vorne zu blicken und dabei aber auch unsere Mitmenschen nicht außer Acht zu lassen.
Mit Kraft, Mut, Hoffnung, Freude und Zuversicht durch das Leben gehen zu können, ermöglicht uns der Frieden Jesu in den Worten: „Friede sei mit euch!“
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch „Frohe Pfingsten!“
Matthias Parthe