Zum Evangelium nach Johannes 14, 15-21 am 14.05.2023
6. Sonntag der Osterzeit
15 Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten. 16 Und ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster[1] geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit: 17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. 18 Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch. 19 Es ist noch eine kleine Zeit, dann sieht die Welt mich nicht mehr. Ihr aber seht mich, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben. 20 An jenem Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch. 21 Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist’s, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.
Liebe Leserin, lieber Leser,
Johannes berichtet uns in dem o.g. Text vom Heiligen Geist, der uns Menschen als Helfer, Tröster und Beistand zur Seite gestellt wird. Dem Evangelisten Johannes ist es in diesem Textabschnitt wichtig, uns mit diesem Tröster, Anwalt und Beistand – dem Heiligen Geist – bekannt zu machen.
Wer oder was ist denn der Heilige Geist? „Wir können den Heiligen Geist nicht sehen, aber vor allem seine Wirkung spüren. Wo immer etwas Fahrt aufnimmt, Kraft entwickelt oder aufbricht, da ist der Heilige Geist im Spiel. Er ist eine Person der göttlichen Dreifaltigkeit und verändert uns innerlich. Er gibt uns die Kraft, das zu werden, was wir als Kinder Gottes werden wollen. Bei der Firmung empfängt man die Kraft des Heiligen Geistes auf ganz besondere Weise.“ (Zitat aus: www.katholisch.de / Was ist der Heilige Geist?)
Schon im Alten Testament wird von dem Propheten Joel angekündigt, dass Gott seinen Geist auf alle seine Kinder ausgießen wird. (Joel 3, 1-2) Wir beten im apostolischen Glaubensbekenntnis, dass wir an Gott den Vater, an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn und an den Heiligen Geist glauben. „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue.“ (Galater 5, 22)
Ich empfinde es als sehr liebevoll und fürsorglich, dass uns der Herr Jesus Christus mit unseren Sorgen, Ängsten und Nöten nicht alleine lassen möchte. Ist es nicht wunderbar zu wissen, dass uns eine ungeheure Kraftquelle zur Verfügung steht? Wir haben das Privileg, jederzeit mit dem Heiligen Geist in Kontakt zu treten, ihn um Rat, Hilfe und Beistand zu bitten. Diese enorme „Lebenshilfe“ kommt aber nicht von ungefähr, sie kann nicht erkauft oder herbeigezaubert werden. Der Apostel Johannes berichtet uns, dass der Heilige Geist nur Menschen zur Verfügung gestellt wird, die Jesus Christus lieben, ihm nachfolgen und seine Gebote halten. Diese enorme Kraftquelle steht also leider nicht allen zur Verfügung. Menschen ohne Glauben erhalten sie nicht, auch wenn sie vielleicht Sehnsucht danach haben und spüren, dass ihnen ihre „innere Stimme“ fehlt. Nach meiner Meinung liegt weltweit so vieles im Argen, weil zahlreiche Menschen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft den Heiligen Geist nicht (mehr) kennen oder erkennen können. „Wir schaffen das“ geht also nicht alleine durch unser Wollen und Können, sondern nur mit Hilfe „von oben“, dem Rat und Tat durch den Heiligen Geist. Seien wir doch mal ehrlich, zurzeit haben wir doch das Gefühl, dass uns die Probleme in dieser Welt so langsam zu viel werden. Immer schneller und heftiger prasseln die Katastrophen auf uns ein und unsere Bemühung etwas dagegenzusetzen, haben oft nur mäßigen Erfolg. Verantwortliche in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft suchen keine vernünftigen Kompromisse mehr, sondern möchten unbedingt ihre eigenen Wünsche und Interessen – wenn nötig auch mit Gewalt – durchboxen. Auf „Glaube, Liebe und Hoffnung“ (1. Korinther 13, 13) wird zunehmend weniger Rücksicht genommen. Der bekannte Politiker Gregor Gysi sagte in einer TV-Sendung den Satz: „Ich glaube zwar nicht an den da oben, aber ich fürchte eine gottlose Gesellschaft“. Erstaunlich – ein Politiker, der nicht an Gott glaubt, kommt aber doch zu der Erkenntnis, dass eine gottlose Gesellschaft auf Dauer keinen Bestand haben kann, ja zu fürchten ist. „Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer hinzutreten will zu Gott, muss glauben, dass er ist und dass er die, die ihn suchen, belohnen wird.“ (Hebräer 11, 6) Daraus folgt für mich: Ohne den Glauben gibt es keine Zukunft, entsteht eine Gesellschaft, vor der man sich fürchten muss. Johannes hat damals begonnen – zusammen mit seinen Brüdern und Schwestern – die frohe Botschaft weiterzutragen und wir haben bis heute den gleichen Auftrag dazu, begleitet durch den Heiligen Geist.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag und eine gute Woche!
Ralf Crüsemann
Mein Tipp:
„Tagessegen“ – Jeden Tag neu spendet Pfarrer Heinz Förg aus dem Bistum
Mainz den Segen für den Tag und verbindet dies mit einem kurzen Impuls
zu einem ausgewählten Vers aus der Bibel. Das geistliche Ritual für den
Start in den Tag!
„Abendgebet“ – mit Pater Philipp Meyer aus Maria Laach.
Im Internet unter: www.katholisch.de/multimedia