Zum Evangelium nach Lukas 9, 28b-36 am Sonntag, dem 13.03.2022
2. Sonntag der Bereitungszeit
Die Verklärung
28 Und es begab sich etwa acht Tage nach diesen Reden, das er mit sich nahm Petrus, Johannes und Jakobus und ging auf einen Berg, um zu beten. 29 Und als er betete, wurde das Aussehen seines Angesichts ein anderes, und sein Gewand wurde weiß und glänzte. 30 Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm; das waren Mose und Elia. 31 Die erschienen in himmlischer Klarheit und redeten von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte. 32 Petrus aber und die mit ihm waren, waren voller Schlaf. Als sie aber aufwachten, sahen sie seine Klarheit und die zwei Männer, die bei ihm standen. 33 Und es begab sich, als sie von ihm schieden, sprach Petrus zu Jesus: Meister, hier ist für uns gut sein! Lasst uns drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. Er wusste aber nicht, was er redete. 34 Als er aber dies redete, kam eine Wolke und überschattete sie; und sie erschraken, als sie in die Wolke hineinkamen. 35 Und es geschah eine Stimme aus der Wolke, die sprach: Dies ist mein auserwählter Sohn; den sollt ihr hören! 36 Und als die Stimme geschah, fanden sie Jesus allein. Und sie schwiegen und verkündeten in jenen Tagen niemandem, was sie gesehen hatten.
Liebe Leserin, lieber Leser,
es ist eine feine Sache auf einem Berggipfel zu stehen und eine wunderbare Rundumsicht zu genießen. Wer einen Berg erstiegen hat, erlebt oft das Gefühl, dem Himmel ein Stück näher zu sein. Das Alltägliche weicht mehr und mehr zurück, wird immer unwichtiger und kleiner. Die Sorgen des Alltags lassen wir im Tal zurück. Die Stille und Einsamkeit lässt eine Konzentration auf Gott und das Leben zu. Nicht ohne Grund steht auf vielen Gipfeln ein Kreuz, als Ausrufzeichen für diesen außergewöhnlichen und erhabenen Platz.
Auch wenn wir in einem Flugzeug unterwegs sind, hoch über den Wolken, erleben wir solch erhabene Momente. Der Musiker Reinhard Mey beschreibt es ins seinem Lied „Über den Wolken“ mit den Worten:
„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen und dann würde, was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nicht und klein.“
Sicher kennen sie auch diese Glücksmomente, die wir in unserem Leben haben, wo wir uns dem Himmel näher fühlen als der tristen Erde. Das nennen wir dann „auf Wolke 7 schweben“ oder „im 7. Himmel sein“. So herrlich erscheint uns das Himmelreich Gottes! Leider enden solche Momente dann oft mit den Worten der gerade nicht „verzückten“ Mitmenschen: „Nun komm mal langsam wieder von deiner Wolke herunter!“
Die Nachfolger des Herrn Jesus hatten ja schon einiges auf ihrer Pilgerschaft erleben dürfen. Aber das Geschehen in Lukas 9, 28-36 toppt dann alles bisher Erlebte, es ist für die drei Menschen ein wahres Gipfelerlebnis.
Der Herr Jesus nimmt Petrus, Jakobus und Johannes mit auf einen Berg und die drei kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Da ist viel mehr als nur die Stille, Erhabenheit und eine schöne Aussicht. Plötzlich sind die drei im wahrsten Sinne des Wortes dem Himmel ganz nahe. Anfangs noch recht müde und schläfrig nach dem anstrengenden Aufstieg, dürfen sie nun einen Höhepunkt auf ihrer Wanderschaft mit dem Herrn Jesus erleben. Sie erfahren die himmlische Herrlichkeit, ähnlich wie es Mose bei seinen Begegnungen mit Gott auf dem Berg Sinai ergangen war.
Was für ein Tag! Der Herr Jesus wird vor ihren Augen verwandelt, sein Gesicht leuchtet wie die Sonne, seine Kleidung ist blendend weiß. (Mt. 17, 1-13) Doch es geht noch besser: Jetzt treten auch Mose und Elia hinzu. Mose, der Vertreter des Gesetzes vom Sinai und Elia, der große Prophet des alten Bundes. Sie reden mit dem Herrn Jesus über seinen göttlichen Auftrag und dieses Gespräch gibt Ihm sicherlich viel Kraft für seinen kommenden Passionsweg. Noch ein Highlight: Jetzt hören sie Gott selbst reden, wie Donner hören sie Seine Stimme. Vollkommen klar, dass Petrus so tief ergriffen ist und am liebsten gleich für immer auf diesem heiligen Berg bleiben will. Das ist in diesem Moment ein zu tiefst menschliches, aber kein göttliches Denken. Petrus erhält einen kurzen Einblick in die Herrlichkeit der Ewigkeit. Jahre später schreibt er, noch immer tief bewegt, im 2. Petrusbrief 1, 16-21 über diese Verklärung Jesu und das prophetische Wort auf dem heiligen Berg. Ein wahres Licht auf dem Berg, das hell strahlt in der Finsternis.
Das Gipfelerlebnis soll den Nachfolgern des Herrn Jesus etwas deutlich machen: Gott der Vater ist und bleibt eine verlässliche Quelle der Kraft. Auch der Herr Jesus konnte mit der Hilfe des Vaters weiter seinen vorgegebenen Weg gehen. Dieser dornige Weg hat Ihn über das Kreuz, in den Tod und zur Widerauferstehung geführt. Durch den Tod Jesu am Kreuz und Seine Auferstehung ist die Erlösung der Menschen allein durch den Glauben möglich geworden. Durch den Tod am Kreuz zur Herrlichkeit. Der Herr Jesus hat den Tod überwunden und die Menschen, die ihm nachfolgen möchten, werden ebenfalls den Tod überwinden. Der Heilsplan Gottes. Wir sollen dem Herrn Jesus voller Vertrauen auf seinem Weg folgen. „Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht!“ (Mt 17, 7)
Auch wir erleben Tag für Tag Höhen- und Tiefpunkte in unserem Leben. Tal, Berggipfel, Tal. Wir dürfen uns aber darauf verlassen, dass wir den Herrn Jesus immer an unserer Seite haben und dass wir uns an Ihm und keinem anderen orientieren sollen. Der heutige Bibeltext lässt uns erahnen, wie herrlich die Ewigkeit aussehen mag.
Auch diese beklemmende und bedrückende Corona Zeit führt uns nun seit Jahren durch ein auf und ab der Inzidenz Zahlen. Experten sprechen von Wellen, die regelmäßig auf uns zu rollen. Viele Menschen fühlen sich elend und ausgelaugt nach dieser Achterbahnfahrt auf den Viruswellen. Ich hoffe und bete dafür, dass diese schreckliche Corona Zeit ihr baldiges Ende findet. Es war bis jetzt eine harte Prüfung, die uns gezeigt hat, dass der Mensch die Naturgewalten nicht vergessen darf. Ein winziger Virus kann 7,8 Milliarden Menschen bedrohen und gängeln. Aber ich hoffe sehr, dass wir bald „über den Berg“ damit sind.
Wenn wir mal wieder auf einem Berggipfel stehen, werden wir wahrscheinlich nicht so ein wunderbares Erlebnis wie Petrus, Johannes und Jakobus haben. Aber wir dürfen dann gerne an diesen Bericht aus der Bibel denken und uns dem Himmel für einen Moment ein Stück näher fühlen, um dann gestärkt wieder in das Tal zurückkehren.
Ich wünsche Ihnen allen, einen schönen und erholsamen Sonntag!
Vielleicht kommen sie heute noch zu einem Aussichtspunkt!?
Ralf Crüsemann
Mein Tipp: „Tagessegen“
Jeden Tag neu spendet Pfarrer Heinz Förg aus dem Bistum Mainz den Segen für den Tag und verbindet dies mit einem kurzen Impuls zu einem ausgewählten Vers aus der Bibel. Das geistliche Ritual für den Start in den Tag!
Im Internet unter: www.katholisch.de/video/serien/tagessegen
Redaktionelle Anmerkung: Die Impulstexte werden teilweise schon geraume Zeit vor der Veröffentlichung eingereicht. So sind Bezüge zum Zeitgeschehen nicht immer tagesaktuell. – M.Schmale