Zum Evangelium Mk 4, 35-41 am Sonntag, 20.6.2021
Ein großer Wind zieht auf, die Wellen schlagen ins Boot, der Sturm wühlt die See auf und lässt das Schiff auf den Wellen reiten. Ich bin auf einem Schiff unterwegs. Es ist gefährlich. Das Schiff wird hin und her geworfen, das Wasser steigt und steigt und mit ihm meine Angst, sie überflutet mich und schwappt wie Wasser in mein Boot und in mein Leben. Das stehe ich nicht durch.
So fühlt es sich auch an, wenn ein Schicksalsschlag uns wie ein Sturm erfasst und unser Leben gewaltig durchschüttelt. Wie wir es gerade erleben. Viele sind sturmerfahren und können gut mitfühlen. Die Diagnose bei einem Arztbesuch. Es ist nur ein kleiner Knoten, eine kleine Geschwulst am Arm, aber der Arzt sagte: Wir müssen es untersuchen lassen, ein Stück Gewebe einschicken und auf den Befund warten. Tage voller Angst – wie, wenn ein Sturm aufzieht – was wird sein, wie wird es ausgehen? Erreiche ich das rettende Ufer, oder geh ich unter?
Wir leben, so empfinde ich das, in stürmischen Zeiten. Was sich da alles zusammenbraut. Wohin steuert diese Welt? Es gibt so Vieles, was uns Angst macht. Die Klimakatastrophe: das Schiff geht unter und wir streiten darum, welche Musik dazu spielt. Die Angst vor einem neuen Wettrüsten. Wohin steuern wir? Irgendwo ist immer ein Sturm! Irgendwo geht immer jemand unter. Irgendwo läuft ein Boot voll. Schlechte Nachrichten gibt es genug. Wie halte ich dagegen? Zu den Schlechtrednern, Untergangsgedanken will ich nicht gehören. Das Negative, die schlechten Nachrichten nehmen viel Raum in unserer Gesellschaft ein, daher ist der Blick auf das Gute und Schöne so wichtig. Ich will die Stürme, die Katastrophen, die uns bedrohen, nicht verharmlosen, ich will sie bearbeiten und Hoffnungsbilder, gelungenes Leben, rettendes Ufer, dagegenstellen. So gehe ich auf die Suche und ich werde fündig: Das heutige Evangelium; Geschichte, die von einem großen Sturm erzählt und von den Jüngern Jesu, die in einem Boot sitzen. Ich steige in dieses Boot und setze mich neben sie. Kümmert´s dich nicht, dass wir untergehen?
Er liegt auf einem Kissen und schläft mitten im Sturm, mitten in meiner Angst. Und ich frage mit den Jüngern im Boot, das voll Wasser läuft: Kümmert´s dich nicht, dass wir untergehen? Und viele schließen sich an mit der gleichen Frage, ein großer Chor mit dem immer gleichen Refrain: Kümmert´s dich nicht, dass wir untergehen? – So fragen wir uns oft, wenn unser Boot vollläuft, wenn wir zu ertrinken drohen, die Wellen über uns schlagen. Wie geht es aus? Was geschieht, nachdem die Jünger geschrien haben, während Jesus schläft?
Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich, und es entstand eine große Stille.
Hoffnungsgeschichten, gute Nachrichten sind wichtig in einer so verzagten Welt voller Angst, die oft nur noch Probleme sieht, die nur noch auf das Misslingen starrt, auf den Sturm und das Unwetter, sich aber nicht mehr freut an dem, was möglich ist. Wir rudern weiter. All diese Hoffnungsbilder geben uns die Kraft dazu und das Vertrauen: Er sitzt mit im Boot.
Josef Winkler