Zum Evangelium Mt 28, 16-20 am Dreifaltigkeitssonntag – 31.05.2021
16 Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte.
17 Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder, einige aber hatten Zweifel.
18 Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Vollmacht gegeben im Himmel und auf der Erde.
19 Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
20 und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.
Der heutige Evangelientext ist recht kurz, doch in diesen wenigen Sätzen steckt so viel Elementares. Beim Lesen unmittelbar ins Auge gesprungen sind mir die Worte/Sätze
„Zweifel“, „Vollmacht,“ „ geht …“ und „ich bin bei/mit euch alle Tage“.
Zweifel – Wie vertraut mir dieses Gefühl ist:
- Zweifel an der Bereitschaft von Menschen, einander wirklich und respektvoll zuzuhören – sei es im öffentlichen, sei es im privaten Bereich (das gilt auch für den Diskurs um den „wahren“ Glauben!)
- Zweifel, ob es jemals möglich sein wird, dass Menschen dauerhaft in Frieden miteinander leben
- Zweifel an der Motivation bei so manchen politischen Entscheidungen
- Zweifel am Menschenverstand, wenn krude Theorien durch ihre massenhafte Verbreitung zur „alternativen Wahrheit“ werden
- und, zugegebener Maßen, manchmal auch Zweifel an der Belastbarkeit meines Glaubens.
Gerade auf die Zweifler, so steht es geschrieben, geht Jesus zu mit all seiner VOLL-MACHT und nimmt seine Jünger – gerade auch die Zweifler!! – mit in diese hinein. Er aktiviert sie: geht und tauft auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Und meinen tut er damit bestimmt nicht Zwangsmissionierungen und -taufen, wie sie bei der Christianisierung Europas aus Machtkalkül heraus vorgenommen wurden.
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes – das bedeutet, geht und steckt die Menschen an mit eurer Be-Geisterung, denn ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt!
Diese Zusage ICH BIN MIT EUCH (oder, wie es in anderen Übersetzungen heißt, BEI euch) berührt mich immer wieder aufs Neue, sie spendet mir Trost und Zuversicht – gerade in Zeiten, in denen ich mich von Verunsicherung und Sorgen überrollt fühle, wenn ich aufgrund meiner Zweifel aufgeben möchte. Diese Zusage „erdet“ mich, lässt mich innehalten und durchatmen. Mein Gehen wird getragen von SEINER Vollmacht und SEINER Zusage, von SEINEM JA zu uns allen. Und mitten im Zwiespalt dieser Welt bin ich erfüllt von großer Dankbarkeit und Zuversicht.
Wege werden sich auftun, vielleicht anders als gedacht, aber sie tun sich auf! Weil wir nicht allein sind, können wir VOLL MACHT einander zum Segen werden – wir müssen nur gehen!
Eine gesegnete Woche wünscht allen
Maria Schmale