Zum Evangelium Mt 11,25 – 30 (14. Sonntag im Jahreskreis, 5. Juli 2020)
„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“
(Mt 11,28)
Heute spricht Jesus vor allem zu den Menschen unter uns, die es schwer haben und ihr Päckchen zu tragen haben: eine schwere Krankheit oder die Sorge um einen lieben Menschen; neben dem alltäglichen Stress noch die Angst vor dem Corona-Virus; die Angst um das tägliche Auskommen oder vor dem Verlust der Arbeitsstelle; die familiäre Belastung oder die Sorge vor einer drohenden Insolvenz u.v.a.m.
Da finde ich mich wieder mit meinem „Päckchen“. Und entdecke in Jesu Worten eine Einladung. Jesus lädt dich und mich ein, zu ihm zu kommen. Er drängt sich nicht auf; er macht mich nicht klein oder zu einem armen Bittsteller; er überlässt mir die Entscheidung.
Sein Angebot klingt fast wie eine Bitte: „Komm doch zu mir! Ich kann dich entlasten.“ Und ich höre darin ein Versprechen: „Ich will dich erquicken.“
„Erquicken“ klingt merkwürdig, kein Wort unserer Alltagssprache. Aber es lässt mich aufhorchen, lässt einen tiefen Sinn erahnen.
„Erquicken“ heißt eigentlich: „lebendig machen, beleben, frisch machen“.
Jesus bietet mir an, mich wieder zu beleben, mir neues Leben zu geben bzw. mir neue Lebensmöglichkeiten aufzuzeigen oder zu eröffnen. Dabei ist Jesus kein Magier, der meine Lasten wegzaubert. Sein Angebot bedeutet vielmehr:
- Er will mir die Kraft geben, die vorhandenen Lasten zu tragen. Er will mir neue Perspektiven aufzeigen, neue Lebensmöglichkeiten trotz der Belastungen.
- Er lädt mich ein, unnötige Lasten abzulegen, Ballast loszulassen, den ich mir selber aufgeladen habe, den ich mit mir herumschleppe und der mich völlig sinnlos niederdrückt.
- Und wenn es nicht anders geht, wird sich Jesus einfach mit unter meine Lasten stellen, wird mir helfen, diese Lasten zu tragen.
Entscheidend ist einzig und allein, dass ich bereit bin, mit meinen Lasten zu ihm zu gehen, ihm meine Lasten anzuvertrauen und loszulassen.
Es ist ein bisschen so wie mit dem Hausmüll, der sich Tag für Tag wie Ballast ansammelt, und den wir immer wieder zur Tonne bringen müssen, die der USB – Gott sei Dank! – regelmäßig entsorgt. Mit dem, was mich seelisch oder körperlich belastet und Tag für Tag niederdrückt, darf ich zu Jesus gehen; das alles darf ich bei ihm abladen und entsorgen.
Ein Angebot zum Aufatmen. Ein belebendes Angebot der Entlastung und Ent-sorgung.
Ein konkretes Angebot an jede und jeden von uns ganz persönlich.
Ein vertrauensvolles Angebot:
Mich Jesus ganz persönlich betend anzuvertrauen mit all meinen Sorgen und Belastungen…
Ihm zu vertrauen, dass er sein Versprechen hält: „Ich will dich erquicken.“
Jesus kann und will mir neue Perspektiven, neue Lebensmöglichkeiten aufzeigen trotz aller Belastungen. Und er hilft mir, meine Lasten zu tragen.
Dazu reicht er mir seine Hand und an seiner Hand kann ich weitergehen, in seiner Spur. So kann ich inneren Frieden finden und innere Ruhe. So endet das Sonntagsevangelium mit den Worten:
„Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; (…) und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ (Mt 11,29-30)
Burkhard Schönwälder