Zum Evangelium Joh 14,15-21 zum 6. Sonntag der Osterzeit, 17.05.2020
15 Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.
16 Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll,
17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.
18 Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch.
19 Nur noch kurze Zeit und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und auch ihr leben werdet.
20 An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch.
21 Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.
Einheitsübersetzung (2016)
„Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ Dieser Satz mag auf den ersten Blick ziemlich unbedeutend klingen, doch er bringt den Kern der Worte Jesu hervor. Aber fangen wir von vorne an, mit einem Beispiel, welches wir alle tagtäglich mehrfach in der Hand haben und benutzen, die Fernbedienung. Fernbedienung? Was hat denn die Fernbedienung mit dem bedingungslosen Beistand Jesu zu tun? Mehr als auf den ersten Blick deutlich wird!
Die Fernbedienung ist das Heiligtum für jeden, der gerne TV schaut, geteilt wird sie nur sehr ungern, denn sie kann so einiges: Programme umschalten, Lautstärke regeln, Videotext aufrufen, ins Internet schalten… und dabei muss ich nicht mal das Sofa verlassen. Und selbst wenn ich den Fernseher ausschalte, kann ich das bequem von der Couch aus tun: die rote Standby-Leuchte zeigt mir an: „Ich bin in Bereitschaft!“ und ein Knopfdruck genügt, und der Fernseher ist wieder an. Auch Stereoanlagen, PC´s, Spielekonsolen… verfügen über diese geniale Erfindung Standby. Aber was ist dieses Standby eigentlich?
Standby kann im Deutschen mit Beistand übersetzt werden, ein Beistand ist jemand, der im Hintergrund wartet, um aktiv zu werden, wenn er gebraucht wird.
Doch auch wir tragen ständig eine göttliche Person in uns, zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens. Sie wartet unaufdringlich und ist immer in Bereitschaft, zu jeder Zeit aktivierbar über unsere „innere Fernbedienung“. Wer dieser „Standby-Gott“ ist, verrät Jesus seinen Jüngern, es ist der „Heilige Geist“, der zu jeder Zeit für sie da ist, selbst wenn Jesus nicht mehr auf der Erde sichtbar ist.
Und dieses Versprechen, des dauerhaften Beistand des „Standby-Gottes“ gilt nicht nur für seine Jünger, sondern für Dich, für mich, für uns alle. Aber wie sieht diese Fernbedienung aus, mit der dieser Beistand aktiviert werden kann und welchen Nutzen bringt mir dieser Beistand im Alltag? Die Fernbedienung zur Aktivierung des „Standby-Gottes“ nennt Jesus gleich zu Beginn dieser Perikope: Liebe Gott und halte seine Gebote. Aber wie kann ich Gott lieben? Ganz einfach eigentlich: indem ich Zeit für ihn habe, ob im Gottesdienst oder im Gebet; dies schließt auch das Gebot Jesu mit ein, seinen Nächsten und auch sich selbst zu lieben. Denn, wer sich selbst nicht lieben kann, kann auch keinen anderen lieben und erst recht nicht Gott. Aber jemand, der mit sich selbst im Reinen ist, kann seinen Nächsten und Gott lieben. Und so jemand hat die Fernbedienung zur Aktivierung des Heiligen Geistes in der Hand, und er kann sie nie verlegen, denn er trägt sie immer in seinem Inneren mit sich. Ein Mensch, der lieben kann – sich, wie andere – sorgt dafür, dass der Heilige Geist in seinem Leben zu wirken beginnt.
So, die Fernbedienung haben wir jetzt, aber was bringt sie mir, welche Programme kann sie aktivieren? Aktiviert man den Heiligen Geist, so lässt er einen die Wahrheit „Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch“ erkennen. Eine Wahrheit, die besser als jeder oscarprämierte Blockbuster ist, denn sie teilt uns mit, dass jede und jeder von uns einen Platz im Herzen Jesu hat und dass er sich um uns kümmert, wenn wir ihn aktivieren, weil wir ihn brauchen. Zusammengefasst heißt diese Wahrheit: „Jesus ist für mich da! Egal wann, egal wo, egal warum. Jesus ist für mich da!“
Das ist doch eine klasse Nachricht und gerade in der jetzigen, schwierigen Situation, die von Kontaktverboten, Maskierungen, Hamsterkäufen, Geschäftsschließungen… gekennzeichnet ist, sollte uns diese Wahrheit Mut machen und uns angstfrei und mit Freude durch diese schwierige Situation, aber auch durchs ganze Leben gehen lassen.
Wenn wir wissen, dass Jesus in jedem von uns steckt, können und sollten wir jedem auch mit Freundlichkeit begegnen. Diese Freundlichkeit zeigt sich gerade jetzt! Menschen helfen einander, die sich vorher wahrscheinlich nie begegnet wären. Menschen sind hilfsbereit: Sie gehen für andere Menschen, die nicht raus können oder dürfen, einkaufen, gehen mit Hunden Gassi, liefern Essen… Diese Menschen haben vielleicht ihre innere Fernbedienung für den Heiligen Geist aktiviert, ohne es zu wissen. Doch so aktivieren sie den Heiligen Geist in ihnen. Ob bewusst oder unbewusst, das ist völlig egal. Sie verbreiten so die Wahrheit: Jesus liebt mich!
Ein geist-erfüllter Mensch ist ein riesiger Segen für sich selbst, für seine Mitmenschen und die ganze Welt.
Schalten wir den Heiligen Geist an, den Beistand unseres Lebens! Für ein Dahinschlummern im Standby-Modus ist er wirklich viel zu schade…
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch einen frohen und gesegneten Sonntag
Matthias Parthe