Zum Evangelium des 3. Sonntags der Osterzeit (26. April 2020)
So betitelt der Jesuitenpater Christian Herwartz seine Betrachtung der Emmaus-Geschichte. Sie hat mir neue Aspekte meiner Lieblingsperikope eröffnet. Wir werden sie zu zweit bei unserer Wort-Gottes-Feier am Sonntag zu Hause an unserem Esstisch gemeinsam lesen, wie wir es an den vergangenen Sonntagen in der Corona-Zeit auch getan haben.
„Zwei von den Jüngern Jesu (sind) auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus.“ (Lk 24,13) Der eine von ihnen heißt Kleopas, wie Lukas berichtet (Lk 24,18). Der Name der zweiten Person fehlt, vielleicht ein Hinweis darauf, dass der zweite Jünger eine Jüngerin ist?!
Im Johannesevangelium sind es drei Frauen, die in der Todesstunde Jesu unter dem Kreuz stehen. Alle heißen Maria (Joh 19,25). (Die Männer aus Jesu Gefolgschaft stehen nicht unter dem Kreuz. Sie haben sich versteckt – aus Furcht oder Klugheit, denn sie spüren die Gefahr: als wehrfähige Männer und Gefolgsleute eines Gekreuzigten müssen sie mit Gefangennahme durch die Besatzungsmacht rechnen. Auf Frauen achten die Soldaten da weniger.) Eine der Frauen unter dem Kreuz nennt Johannes „Maria, die Frau des Klopas“ (Joh 19,25). Könnten Klopas und Kleopas (Lk 24,18) dieselbe Person sein? Dann wären die beiden „Jünger“ vielleicht tatsächlich ein Paar. Und ich würde besser verstehen, warum die beiden außerhalb des Kreises der Apostel einen ungestörten Ort suchen, um miteinander zu sprechen und sich auszutauschen. Sie hatten ja wohl recht unterschiedliche Situationen durchlaufen …
Im Schutz der Straße spricht das Paar unter vier Augen miteinander und überlegt, wie es nach der Zeit mit Jesus und den Ereignissen der letzten Tage weitergehen soll.
Da kommt einer dazu, scheinbar ein Fremder, der nach den Geschehnissen fragt und was sie dabei bewegt. Sie erzählen von ihrer Begeisterung und ihrer Hoffnung, aber auch von ihrer jetzigen Not und Verzweiflung. Und der Fremde geht darauf ein und öffnet ihnen eine neue Sicht auf die Ereignisse, indem er an die Worte der Propheten über den Messias erinnert. Ihre Herzen beginnen zu brennen und so drängen sie den Fremden am Abend des Tages, bei ihnen zu bleiben. Sie laden ihn ein, mit ihnen zu essen, und da: „nahm der das Brot, sprach den Lobpreis, brach es und gab es ihnen“. Im selben Moment gehen ihnen die Augen auf und sie erkennen Jesus und erfahren: „Der Herr ist wirklich auferstanden.“
Und wir erfahren im gemeinsamen Hören auf dieses Evangelium nicht nur vom Charme des Anfangs, wie sich der Auferstandene den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus zeigt und ihre Herzen wieder zu brennen beginnen. In unserem Miteinander-Hören auf dieses Evangelium erfahren wir zugleich – wie Maria und Kleopas –, dass wahr ist, was Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern im Matthäusevangelium gesagt hat: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20)
Und wir dürfen sicher sein: Der Auferstandene ist auch heute mit uns unterwegs, so wie wir in diesen Wochen, allein, zu zweit (oder zu dritt) beisammen sind. Es ist wichtig – vielleicht nicht nur in Corona-Zeiten – , zu Hause zu beten und auf sein Wort zu hören und uns miteinander darüber auszutauschen. Und demnächst werden wir wieder in der Kirche zusammenkommen, um gemeinsam auf Gottes Wort zu hören, miteinander Eucharistie zu feiern und gemeinsam zu bekennen: „Der Herr ist wirklich auferstanden.“
Burkhard Schönwälder
(angeregt durch einen Beitrag von P. Christian Herwartz in Geist & Leben, Heft 2 / April 2020)