Zum Evangelium Mt 3, 13-17 am Sonntag, dem 12.1.2020 – Taufe des Herrn
13 Zu dieser Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. 14 Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von dir getauft werden und du kommst zu mir?15 Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu! Denn so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen. Da gab Johannes nach. 16 Als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser herauf. Und siehe, da öffnete sich der Himmel und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen.17 Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.
Der spontane Ausruf des Johannes zur Bitte Jesu um die Taufe ist gut nachvollziehbar. Johannes hat längst erkannt, dass Jesus der Messias ist, von dem das Heil kommt. Verdreht Jesus da nicht die Rollen? Auf die ein oder andere Weise haben Viele von uns wohl schon Situationen erlebt, in denen etwas von ihnen erwartet wird, von dem sie das Gefühl haben: Dies steht mir gar nicht zu! Ich bin der/die Falsche dafür! Da traut man mir etwas zu, das zu leisten ich mir selbst nicht zutraue!
Jesus ermutigt und bestärkt Johannes: „Lass es nur zu!“ Und bemerkenswert finde ich auch, dass er diese Ermutigung erklärt mit den Worten „Denn so können wir die Gerechtigkeit ganz erfüllen.“ Er sagt nicht, ich erfülle damit die Gerechtigkeit. Er formuliert nicht passiv, dass so die Gerechtigkeit ganz erfüllt wird. Er sagt, WIR tun es zusammen, wenn du, Johannes, es zulässt, der aktiv Taufende zu sein. Auch wenn du es dir selbst gar nicht zutraust: LASS ES ZU!
Johannes lässt sich auf diese Ermutigung ein. Er gibt dem Zutrauen Jesu zu ihm den Vorrang vor den eigenen Bedenken. So wird er aktiv und tauft Jesus, ganz wie dieser es sich von ihm wünscht. In diesem Kontext verstehe ich dann auch die Stimme aus der Wolke als doppelte Ermutigung und Bestätigung. Johannes hat an Jesus, dem geliebten Sohn, an dem Gott sein Wohlgefallen hat, genau das getan, was dieser erwünschte. Er hat damit Anteil daran, dass Gottes Geist von einem geöffneten Himmel aus in der Welt gehört werden kann.
Mich ergreift diese Geschichte, und sie macht mir Mut. Jesus ist so anders als die Mächtigen dieser Welt! Er zwingt uns seinen Willen nicht manipulativ auf noch erwartet er passive Hinnahme. Sein LASS ES ZU! impliziert vielmehr die Ermutigung zum aktiven Mittun an seinem Heilswirken. Gerade angesichts der aktuell wieder einmal sehr beängstigenden Entwicklungen in unserer Welt bildet seine Einladung zum Mitbau am Reich Gottes einen echten Gegenpol. ER traut uns zu, das Gute zu bewirken!
Aber was ist das Richtige, das Gute? Wenn ich den Präsidenten der USA mit evangelikalen Christen beten sehe mit bigott geschlossenen Augen und scheinheiligem Lächeln im Gesicht, stößt mich das ab – genauso wie mich eine bewusst instrumentalisierte wütende Masse, die nach Vergeltung ruft, zutiefst besorgt. Sie alle fühlen sich im Recht. Sie alle beanspruchen für sich, Gott wohlgefällig zu handeln! Wie pervers dies alles ist!
Guter Gott, du bist und wirkst Heil und lädst uns Menschen ein, daran mitzuwirken. Läutere die Herzen aller an den Konflikten dieser Welt Beteiligten, dass ihr Denken und Handeln nicht von Hass und/oder Eigennutz bestimmt wird, sondern dass sie in deinem Heil stiftenden Sinne „die Gerechtigkeit ganz erfüllen können“ (V 15b).
Maria Schmale