3. Sonntag im Jahreskreis, 26.01.2020
Zum Evangelium nach Matthäus 4, 12 – 23
In gewisser Weise komme ich mir bei diesem Evangeliumstext vor wie an einer Ampel. An der Haltelinie sehe ich das Rotlicht. Die Warnung. Bis hierhin und nicht weiter. Kehr um. Aber nicht einfach denselben Weg zurück, sondern auf einer ganz neuen Straße. Und diese Straße beginnt als holpriger Feldweg, entwickelt sich zu einer grob gepflasterten Buckelpiste, wird langsam zu einer brauchbaren Fläche und schließlich zu einer Asphaltstraße der allerbesten Güte.
Auf dieser Straße, die für mich immer wieder neu als Buckelpiste beginnt, bin ich nicht allein. Die Fischerbrüder sind dabei. Und genau wie ich wissen sie beim Beginn des Weges nicht, wohin sie die Reise bringen wird. Auch sie sind nicht allein. Sie folgen dem, der den Weg kennt, der selbst der Weg ist. Jesus ist Navigationsgerät und Grundlage selbst.
Wohin führt dieser Weg uns heute? In das Himmelreich? Wörtlich nehmen kann man das nicht und sollte es auch nicht versuchen. Man kann das Ende der Welt kaum herbei beten und ebenso wenig scheint es sinnvoll, gar nichts zu tun, weil das herrliche Gottesreich schon morgen beginnen könnte.
Mir begegnet das Himmelreich in kleinen Appetithäppchen. In einem geschenkten Lächeln, einer Umarmung. Mit ein wenig Nachdenken auch in dem unbedenklich erscheinenden Brotstück der Kommunion. Wann aber wird mir ein Lächeln geschenkt, wann werde ich umarmt? Wenn ich als Egoist Gas gebe als gäbe es kein Morgen? Oder wenn ich andere achte, ihnen die Vorfahrt lasse? Wenn ich an mich raffe, was eben zu kriegen ist oder eher dann, wenn ich auf etwas Wohlstand verzichte, um ein Himmelreich an Gefühl zu gewinnen?
Das mit der Nachfolge ist so eine Sache. Prinzipiell ist die Nachfolge ebenso sinnvoll wie simpel, wenn da nicht mein egoistischer Geist wäre, der immer wieder Wege sucht, mich selbst viel mehr zu lieben als meinen Nächsten. In der Lesart dieses Sonntages ist das ein Weg, der Jesus wohl bekannt ist, der höchst menschlich und für viele vollkommen normal ist. Diesen Menschen sagt Jesus, dass sie diesen eigenen Weg weitergehen können und in einer Sackgasse enden werden. Aber wenn sie sich – wenn wir uns – neu orientieren, das Lenkrad eindrehen und uns auf den neuen Weg einlassen, dann enden wir nicht in dem, was im Englischen bezeichnender Weise nicht Sackgasse, sondern „dead end“ (totes Ende) heißt. Dann enden wir gar nicht, sondern erleben. Immer wieder neu.
Bleiben Sie heute mal kurz stehen. Halten Sie an. Und dann schauen Sie mal, in welche Richtung es für Sie heute ins Leben geht. Ihnen wünsche ich, dass aus der Buckelpiste dereinst eine Prachtstraße wird. Und bis dahin wünsche ich Ihnen ein solides Profil.
Tim Wollenhaupt