Zum Evangelium Lk 14, 25-33 am 23. Sonntag im Jahreskreis – 8.9.2019
Manchmal ist das eben so, da sind die Augen größer als der Mund; vor allem dann, wenn man es selbst in der Hand hat, wenn man sich die Portion im Grunde ganz alleine zumessen kann, gerade dann macht man immer wieder den Fehler, sich viel zuviel aufzuladen; und das nicht nur beim Essen.
Vielleicht ist das der eigentliche Sinn dieser eigenartigen Gleichnisse, die Jesus im heutigen Evangelium erzählt. Ganz gleich, ob es um den Turm geht, den da jemand zu bauen beginnt, oder um den König, der drauf und dran ist, einen Krieg zu beginnen, Jesus mahnt ja ganz eindringlich dazu, sich gut zu überlegen, ob die Kräfte dazu auch wirklich ausreichen.
Das könnte man jetzt – vor allem bei dem schon recht bedrohlich klingenden Anfang des Evangeliums – sehr schnell ganz falsch verstehen, so im Sinne von: setzt Euch erst einmal hin und rechnet nach, ob die Mittel reichen, und wenn sie nicht ausreichen, dann macht lieber erst einmal überhaupt nichts, dann braucht ihr erst gar nicht anzufangen. Aber ich glaube nicht, dass Jesus das zum Ausdruck bringen wollte, ganz im Gegenteil.
Ich meine viel eher, dass er nichts anderes sagen wollte, als: Achtet ganz einfach darauf, dass die Augen nicht größer sind, als der Mund. Ladet euch bei allem Anspruch Nichts auf, was ihr dann nicht auch tragen könnt. Und wenn Ihr nach gutem Überlegen zu dem Schluss kommt, dass eine Sache zu groß oder ein Pensum zu gewaltig ist, dann macht ganz einfach ein bisschen weniger. Besser kleinere Brötchen gebacken, als an großen gescheitert. Besser ein Stück, das man zu Wege gebracht hat, als zwanzig, die angefangen liegen bleiben!
Wir haben nun die Wochen vor uns, in denen, nach der Sommerpause, vieles wieder anläuft, neue Programme und Pläne geschmiedet werden. Hören wir Jesu Mahnung gerade in diesen Tagen deshalb ganz besonders aufmerksam. Es liegt vieles in unseren Händen. Wenn wir uns jetzt zubauen, wenn wir unsere eigenen Kalender wieder einmal überfrachten, dann werden wir spätestens an Weihnachten aus dem Stöhnen nicht mehr rauskommen, dann werden wir in wenigen Wochen schon wieder erleben, dass wir mehr auf den Teller draufgepackt haben, als uns am Ende gut tut.
Setzen wir uns hin, wie der Mann aus dem Gleichnis im heutigen Evangelium, und achten wir ganz genau darauf, wo die Zeit ist, die Familie braucht, wo die Freiräume bleiben, die Partnerschaft ganz einfach benötigt, und was ich berücksichtigen muss, damit ich bei all meinem Tun, nicht anfange, meine Gesundheit zu ruinieren, und planen wir dann sehr klug.
Das heißt alles andere, als gar nichts zu tun. Aber es bedeutet, dass wir uns mit dem, was wir tun, so wichtig es sein mag, nicht am Ende ganz einfach überfordern. Wenn wir uns zu viel aufladen, dann haben weder wir noch alle anderen etwas davon. Manchmal ist weniger nämlich ganz einfach mehr.
Die großen Brötchen die man im Übereifer geplant und im Strohfeuer der ersten Begeisterung in Angriff genommen hat, aus denen aber dann wieder einmal nichts oder nur Verdruss geworden ist, die helfen weder mir noch andern, an den kleinen Brötchen, die man am Ende aber auch wirklich gebacken hat, an denen kann man sich satt essen. Und wie schon gesagt: Besser einStück, das man zu Wege gebracht hat, als zwanzig, die angefangen liegen bleiben!
Josef Winkler