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Zu den Evangelien Joh 20, 19-23 od. Joh 14, 15-16.23b-26 am Pfingstsonntag, 9.Juni 2019
Liebe Christinnen und Christen in Wattenscheid!
Es ist Pfingsten!
Wir feiern die Gabe des Geistes und die Aussendung der Jünger.
Die Texte des heutigen Pfingstsonntags sind so gewählt,
dass offenbar werden kann,
was mit Kirche eigentlich gemeint ist:
In den Sprachen der Welt Gottes große Taten verkünden!
Von IHM gesendet Sein, wie IHN Gott selbst gesendet hat.
„Liebt einander, wie ich euch geliebt habe!“
SEIN Auftrag an die Kirche.
Kirche, das sind wir alle.
Wir, die Glieder des einen Leibes, die ihre Aufgaben übernehmen.
Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle
in diesen einen einzigen Leib aufgenommen.
Wir feiern also diese Kirche!?
Wir stehen noch unter dem Einfluss der Europawahl vor 2 Wochen.
Diese Wahl, die in einigen EU-Staaten so viel offenbart hat.
In Großbritannien wurden die großen Parteien abgestraft,
weil sie einfach keine Entscheidungen herbeiführen konnten oder wollten.
In Österreich wurden diejenigen verschont, die vermeintlich bereit waren,
das eigene Land und die (Presse-) Freiheit zu verkaufen.
In Polen, Ungarn, Italien, Frankreich, in Ostdeutschland und dem Ruhrgebiet triumphierten diejenigen, die Ängste schüren und Mauern in die Herzen und Köpfe bauen möchten.
Nächstenliebe?!
In Deutschland haben die alten „Volksparteien“ gelernt,
dass Politik nicht ohne die Menschen funktioniert, die sie wählen sollen.
Die Menschen suchen nach Alternativen.
Die Europäische Union und viele Parteien stecken in einer großen Vertrauenskrise,
die ihre Ursachen hat:
Um sich selbst Drehen!
Dem Selbstzweck und nicht dem Menschen dienen!
Die meisten Menschen vertrauen auf den Geist der Europäischen Union,
fühlen sich als Europäer! Aber nicht so, wie es zurzeit läuft!
Parteien? Die Wahlbeteiligung war relativ hoch!
Nicht Parteien sind in der Vertrauenskrise, sondern einzelne Parteien!
Diejenigen, die sich um sich selbst drehen.
EU und Parteien dürfen nicht einem Selbstzweck, sondern nur den Menschen dienen! Der ursprünglichen Idee entsprechen.
Eine ganz ähnliche Krise durchläuft zurzeit die Kirche!
Auch hier scheint es genau darum zu gehen:
Um sich selbst Drehen!
Dem Selbstzweck und nicht dem Menschen dienen!
Den Auftrag, die Sendung aus dem Blick verlieren!
Die Kirche scheint es doch auch gar nicht zu geben,
sondern die Kirchen!
Auch hier liegen und lagen die Ursachen nicht in SEINER Sendung,
sondern im Selbstzweck!
Die Katholische Kirche, und spätestens in naher Zukunft auch die Evangelische Kirche,
werden zurzeit nicht unbedingt mit Begriffen wie
Nächstenliebe, Caritas, Diakonie oder Geborgenheit assoziiert.
Wenn ich als Lehrer gegenüber jungen Menschen das Wort Kirche nenne,
assoziieren diese ganz andere Begriffe mit diesem Wort Kirche!
Aus Selbstzweck haben die Kirchen viel zu lange gebraucht, um endlich zu reagieren!
Aus Selbstschutz?! Und es reagieren Bischöfe mit Schuldzuweisungen an die moderne Welt!
Nicht wir, sondern die sind schuld! Wir haben doch eine ganz andere Moral gepredigt!
Geborgenheit und Sicherheit in der Kirche?!
Durch sexuelle Gewalt geschädigten Frauen und Männern klingt das wie Hohn!
Nächstenliebe?!
Die Kirchengeschichte ist voll mit solchen Beispielen. Die Kirchengeschichte ist gespickt damit:
Um sich selbst Drehen!
Warum bin ich eigentlich noch immer dabei?! In dieser Kirche?
Weil Kirche nicht nur das ist, was ich gerade genannt habe. Kirche hat gefehlt und fehlt immer wieder. Kirche ist menschlich und muss sich damit arrangieren menschlich und damit fehlbar zu sein. Alle Glieder der Kirche sind fehlbar! Von dieser Fehlbarkeit zu wissen und aus Fehlbarkeit zu lernen und Konsequenzen zu ziehen, das muss der Weg sein! In dieser Pfarrei entsteht nun endlich, mit 5 Jahren Verspätung, ein Konzept zur Prävention gegen sexualisierte Gewalt! Wir sind mitten in der Entwicklung und hoffen, dass wir aus den Fehlern der Vergangenheit alle gelernt haben.
Für mich ist Kirche aber weitaus mehr! Ich bin weiterhin Teil, Glied dieser Kirche! Weil ich mich von IHM gesendet fühle! ER hat mir und uns allen einen Auftrag in seiner Botschaft gegeben:
„Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten.“ Und „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“
Ich möchte gerne SEIN Jünger sein und möchte wie als SEIN Jünger erkannt werden.
Als ein Glied mit vielen Jüngerinnen und Jüngern,
von Mesopotámien, Judäa und Kappadókien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrýgien und Pamphýlien, von Ägypten und dem Gebiet Líbyens nach Kyréne und über die ganze Welt hinaus in SEINER EINEN Kirche!
Morgen gehen wir einen Schritt dorthin! Wir feiern einen ökumenischen Gottesdienst und taufen Kinder in der EINEN gemeinsamen Feier, der Aufnahme in die Gemeinschaft der Kirche.
Und wir verabschieden uns von Kaplan Maximilian Strozyk, der in den vergangenen Jahren in Wattenscheid gezeigt hat, wie es ist, Dienst zu tun, ohne sich um sich selbst zu drehen! Danke dafür und Gottes reichen Segen!
Wenn jemand mich liebt,
wird er mein Wort halten;
mein Vater wird ihn lieben
und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen.
Thomas Schlott