- Sonntag im Jahreskreis, 19.08.2018 – Zum Evangelium nach Johannes 6, 51 – 58
Seit einigen Wochen handelt das Evangelium vom Brot, das vom Himmel kommt. Mein Brot kommt vom Bäcker und doch bete ich um das „tägliche Brot“ im Vaterunser. Ein Widerspruch?
Das „tägliche Brot“ im Vaterunser ist wie ein gutes Frühstück gemeint, aber eher für mein Innerstes. Aus dem Wort Gottes soll mir eine Speise für den ganzen Tag werden. Gut, manch ein Evangelium habe ich als schwer verdaulich im Gedächtnis, das heutige jedoch nicht.
Jesus spricht davon, selbst das lebendige Brot zu sein, das vom Himmel herabgekommen sei. Jedem ist klar, dass es ein Bild sein muss, denn allzu viele laufende Brote wird man auf Erden nicht beobachten können. Jesus ist also die Speise Gottes für meinen Tag. Durch ihn soll ich satt werden. Wie geht das? Wie kann man von einem Gedanken satt werden?
Haben Sie schon einmal gehört, da sei jemand „trunken vor Glück“? Auch hier zeigt sich eine körperliche Form allein durch die Stärke eines Gedankens, eines getauschten Gefühls. Der Mensch ist zugleich biologisch nüchtern und seelisch berauscht. Im allgemeinen Sprachgebrauch trauen wir also schon einer bloßen Stimmung zu, dem Körper zu genügen.
Jesus definiert weiter, sein Brot, das er geben werde, sei sein Fleisch. Und alle sollten daran teilhaben. In den Einsetzungsworten wird das konkreter, wenn das Brot, das alle essen können, mit dem Fleisch Jesu gleichgesetzt wird und dieser Leib hingegeben wird zur Vergebung der Sünden. Gott gibt sich für die hin, die er liebt. Er gibt sich ihnen ein. Wir dürfen Gott in uns aufnehmen. Aber dabei bleibt es nicht. „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm. … So wird jeder, der mich isst, durch mich leben.“ Ich darf Gott aufnehmen.
Aufnehmen. Ein tolles Wort. Vieldeutig. Man kann ein Musikstück oder einen Film aufnehmen. Man kann beim Stricken Maschen aufnehmen. Man kann etwas vom Boden aufnehmen. Man kann Jemanden bei sich aufnehmen.
Ich kann und soll das Wort Gottes aufnehmen, in mir bewahren und wieder hervorholen, es weitersagen. Aus dem roten Faden meines Lebens wird ein Stück, das mich kleidet. Ich muss nicht niedergeschlagen bleiben, sondern ich darf mich vom Boden erheben und werde darin bestärkt. Ich weiß mich bei Gott gut geborgen. Bleibend ist mir ein Platz bereitet, Gottes Arme bleiben offen.
Ein Wort als Speise für mein Leben? Ein Gedanke, der mich nährt? Eine Liebe, die mich trunken machen kann vor Glück? In diesem Evangelium wird köstlich serviert. Es ist und bleibt angerichtet. Gott sei Dank.
Einen nahrhaften Sonntag wünsche ich Ihnen.
Tim Wollenhaupt