Zum Evangelium Mk 5, 21-43 am Sonntag, dem 1.7.2018
Es sind ergreifendsten Worte im heutigen Evangelium, dieses kurze: „Talita kum“.
Was schwingt da alles an Verständnis, an Sorge, Zärtlichkeit und vor allem Mitgefühl mit. Mitgefühl mit den Eltern dieses jungen Mädchens und mit dem Kind selbst, das Jesus mit diesen beiden kurzen Worten ins Leben zurück ruft.
Jesus nimmt sich der Not der trauernder Eltern an.
Aber dieses Mädchen steht für mich noch für sehr viel mehr. Dieses unschuldige, hilflose schon von allen betrauerte Kind ist für mich schon so etwas wie ein Symbol: ein Symbol für die Hoffnung – und zwar für die Hoffnung, die am Boden liegt.
Kinder haben immer etwas mit Hoffnung zu tun. Welche Hoffnungen haben Eltern, wenn ein Kind geboren wird. Kinder sind vielleicht sogar der Inbegriff der Hoffnung überhaupt. Hier ist ein Kind gestorben und damit alle Hoffnung an ihr Ende gekommen.
Jesus ruft die Hoffnung ins Leben zurück.
Das ist ein Signal! Ein Signal für alle, die schon gar nicht mehr hoffen können. Für alle, die sich an irgendetwas geklammert haben und nun nur noch Trauer und Enttäuschung spüren. Ein Signal für alle, die mit einer Krankheit kämpfen und die immer mehr das Gefühl überkommt, kaum noch eine Chance zu haben. Für alle, die mit dem Leben kämpfen und die in ihrer täglichen Sorge um die Bewältigung des Alltages schon kurz vor dem Aufgeben sind…
Und es ist ein Signal für alle, die sich jeden Tag aufs Neue einsetzen für Frieden, und Gerechtigkeit, und für die Bewahrung der Schöpfung, und die dabei eine Enttäuschung nach der anderen erleben. Und in diesen Tagen ganz besonders für diejenigen, die sich für eine humanitäre Flüchtlingspolitik, aber auch für den Zusammenhalt Europas einsetzen, für die, die sich eingesetzt und auch verloren haben für bessere Lebensverhältnisse der Menschen.
Für sie alle ist jenes Mädchen aus dem heutigen Evangelium ein wirkliches Signal. Talita kum – „Mädchen, ich sage Dir, steh auf.“ Jesus gibt uns Menschen die Hoffnung zurück. Er hilft der Hoffnung neu auf die Füße. Denn keiner kämpft allein, keiner bleibt allein – Vor allem nicht die, die schon am Boden liegen -, denn Jesus steht an ihrer Seite, Gott kämpft auf ihrer Seite. So, wie er den Eltern aus dem heutigen Evangelium das Kind zurückgegeben hat, will er den Verzweifelten heute die Hoffnung zurückgeben, unsere Hoffnung stärken und immer wieder aufs Neue schenken.
Josef Winkler