Zum Evangelium nach Markus 2, 23 – 3,6 am 04.03.2018
9.Sonntag im Jahreskreis
Sabbat und religiöses Gesetz
23 An einem Sabbat ging er durch die Kornfelder und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab. 24 Da sagten die Pharisäer zu ihm: Sieh dir an, was sie tun! Das ist doch am Sabbat nicht erlaubt. 25 Er antwortete: Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten, 26 wie er zur Zeit des Hohepriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die Schaubrote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab? 27 Und Jesus sagte zu ihnen: Der Sabbat wurde für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat. 28 Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.
Sabbat, Heilung und Tötungsplan
1 Als er wieder in die Synagoge ging, war dort ein Mann mit einer verdorrten Hand. 2 Und sie gaben Acht, ob Jesus ihn am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn. 3 Da sagte er zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte! 4 Und zu den anderen sagte er: Was ist am Sabbat erlaubt – Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zu vernichten? Sie aber schwiegen. 5 Und er sah sie der Reihe nach an, voll Zorn und Trauer über ihr verstocktes Herz, und sagte zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er streckte sie aus und seine Hand wurde wiederhergestellt. 6 Da gingen die Pharisäer hinaus und fassten zusammen mit den Anhängern des Herodes den Beschluss, Jesus umzubringen.
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Evangelist Markus schildert uns in seinem Text, wie der Herr Jesus und seine Nachfolger unter der scharfen Beobachtung der Pharisäer und Schriftgelehrten stehen. Ist dieser Jesus aus Nazareth wirklich ein so guter Rabbi und Heiler, wie es die Leute behaupten? Ist er mit der Schrift vertraut und kennt er sich mit den Pflichten und Rechten eines Predigers aus? Warum kann er so hervorragend predigen und heilen? Warum begeistert er die Menschen und vor allem – wie und wo hat er das alles erlernt? Eigentlich unverständlich, denn die Leute im Lande kennen ihn als den Sohn eines Zimmermanns und auch seine Anhänger sind Fischer und Handwerker, sogar einer der verachteten Zöllner hat sich dieser Gruppe angeschlossen.
Markus beschreibt uns anschaulich, mit welchem Misstrauen und Vorbehalten diese selbsternannte Elite der jüdischen Bevölkerung dem Herrn Jesus begegnet. Auf Schritt und Tritt wird Er beobachtet, überwacht, kontrolliert und kritisiert.
So überprüfen die Pharisäer auch an diesem Tag wieder Seine Worte und Taten. Und es kommt, wie es kommen muss – wahrscheinlich auch so geplant ist. Die Zweifel der Gesetzeshüter werden voll und ganz bestätigt. Welch ein Frevel: Am Sabbat Ähren auszureißen, um den Hunger zu stillen. Das kommt einer Erntearbeit gleich und ist am Ruhetag streng verboten. Ebenso ist es nicht erlaubt, einen kranken Menschen am Sabbat zu heilen. Solche Fehler dürfen frommen Menschen einfach nicht unterlaufen!
Sie sind sich sicher: So etwas passiert halt, wenn sich einfache Leute zu etwas Besserem berufen fühlen; die nicht – so wie die Pharisäer und Schriftgelehrten – die Schrift über Jahre hinweg studiert haben. Diese Leute aus dem Volk können sich nicht mit den komplizierten Regeln, Normen und Gesetzen auskennen, welche die Pharisäer natürlich besten kennen und lehren.
Diese Gelehrten dulden keine Fehler. Die Nase hoch erhoben, werden keine Kompromisse geduldet. Für Toleranz und Menschlichkeit ist kein Platz. Mensch sein, heißt fehlbar sein. Sie aber streben danach, perfekt zu sein. Sie möchten mit ihren strengen Regeln Gott gefallen und lassen sich von ihren Mitmenschen dafür bewundern. Voller Angst und Sorge irgendetwas falsch zu machen, erleben die Pharisäer ihren Glauben als eine drückende Last. Die strengen Vorschriften und Regeln, die als Hilfe und Orientierung gedacht waren, werden zu einer schweren Bürde. „Es ist einfacher eine Religion der Gewohnheit, als eine Religion des Herzens zu haben!“, soll einmal ein kluger Mann gesagt haben.
Der Herr Jesus ist enttäuscht von dem betroffenen Schweigen seiner Jünger zu den erhobenen Vorwürfen und wütend auf die engstirnigen Ankläger.
Deutlich erinnert der Herr Jesus daran, dass der Sabbat für den Menschen gemacht wurde und nicht der Mensch für den Sabbat. Der Sonntag soll ein Tag der Freude, der Erholung und der Entspannung sein. Es ist ein Geschenk Gottes an uns Menschen, um Gottes Schöpfung genießen zu können. Kurz danach – in der Synagoge – setzt der Herr Jesus ein Zeichen für Gnade und Barmherzigkeit, gegen ein prinzipientreues Denken und Handeln. Er heilt den kranken Mann, nicht nur weil Er es will – sondern auch weil Er es kann! Der Sohn Gottes kann den kranken Mann heilen und ist auch Herr über den Ruhetag.
Markus übermittelt mir die Botschaft, dass es besser ist, wenn wir unserem Gott aus Liebe und Dankbarkeit gehorchen möchten. Die Gebote sollen uns nicht erdrücken und in ein Korsett zwingen, sie sollen Anleitung und Weisung für unser (gemeinsames) Leben sein. Der Glaube soll nicht kleinkrämerisch oder – wie in der Buchhaltung – nach ausgeglichenen Soll und Haben Konto gelebt werden.
„Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.“ (Joh 1,17)
„Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade.“ (Rö 6,14)
Ich wünsche Ihnen einen erholsamen Sonntag und eine gute Woche!
Ralf Crüsemann
Mein Tipp: „Tagessegen“
Jeden Tag neu spendet Pfarrer Heinz Förg aus dem Bistum Mainz den Segen für den Tag und verbindet dies mit einem kurzen Impuls zu einem ausgewählten Vers aus der Bibel. Das geistliche Ritual für den Start in den Tag!
Im Internet unter: www.katholisch.de/video/serien/tagessegen