Zum Evangelium Mk 9,2-10 am 2. Fastensonntag: 25. Februar 2018
Seit Tagen grau-schwarze Wolken, Wind und Regen – und auf einmal reißt der Himmel auf und für kurze Zeit lassen Sonnenstrahlen alles in einem hellen Licht erscheinen.
Oder Du öffnest das Video bei „Heaven on line“ (Blauer Brief 3/40 am 16.2.2018): In eine voll besetzte S-Bahn steigt ein Mann, öffnet sein Tablet, schaut darauf und fängt plötzlich an, laut zu lachen, minutenlang – und dieses Lachen steckt nach und nach alle Mitreisenden an und Du kannst gar nicht anders als mitzulachen.
Manchmal werden uns solche Lichtblicke im grauen Alltag geschenkt. Sie wirken befreiend, sprengen den Alltagstrott, für einen Moment strahlt etwas Himmlisches auf.
So ähnlich muss es den drei Freunden Petrus, Jakobus und Johannes ergangen sein, als sie mit Jesus auf dem Berg waren und ihnen Jesus plötzlich in himmlisch verklärter Gestalt erschien. – In einer Phase zunehmender Ablehnung auf dem Weg nach Jerusalem eröffnet sich den Beteiligten eine lichtvolle Perspektive. Das geschieht auf dem Berg, dem Ort des Gebetes und der Gotteserscheinung. Den drei Freunden wird eine geheimnisvolle „mystische“ Erfahrung geschenkt: Ihr Meister Jesus ist Gottes Sohn und der ersehnte Messias. Und die Stimme aus der Wolke der Gottesnähe bestätigt: „Das ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören.“ (Vers 7)
Auf dem Rückweg verbietet ihnen Jesus, anderen davon zu erzählen, „bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei“. (Vers 9) Und dann heißt es in Vers 10:
„Dieses Wort beschäftigte sie und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen.“
Diese Frage lässt auch mich nicht mehr los: Was bedeutet „von den Toten auferstehen“?
Darüber könnten wir uns austauschen und uns miteinander fragend annähern.
Wenn ich z.B. jetzt im Februar durch den Südpark gehe, erscheint mir der Wald wie tot. Aber ich weiß – und sehne den Tag herbei, an dem plötzlich wieder frisches Grün hervorbricht: Blätter und Blüten – neues Leben.
Und noch etwas fällt mir ein: Im Alltagstrott kann es passieren, dass ich das Gefühl habe, nur noch zu funktionieren. Ich weiß gar nicht mehr, was ich eigentlich fühle und ob ich überhaupt noch in der Lage bin etwas zu fühlen, mich zu fühlen. Ich erlebe mich wie abgeschnitten vom Leben, wie abgestorben. – Wenn mich dann jemand (oder ein besonderes Erlebnis) da herausreißt und mich wieder öffnet für das Leben … – ist das nicht so etwas wie mitten im Leben von den Toten auferstehen?
Oder ganz elementar: Wenn ich etwa beim Einatmen und Ausatmen mal bewusst darauf achte und nachspüre, wie ich damit den Lebensatem Gottes in mich aufnehme – wieder loslasse und wieder in mich hereinströmen lasse: Leben, das mir je neu von Gott geschenkt wird.
Oder wenn ich einmal innehalte, um mich selbst und meine eigenen Gefühle wahrzunehmen, wenn ich dann loslassen kann, was mich lähmt … und in mir die Neugier auf das Leben neu entdecke …
Neugier ist ja die Suche nach etwas anderem als die karge Gegenwart; sie ist das Begehren nach mehr, nach „Leben in Fülle“.
Damit – scheint mir – komme ich dem auf die Spur, was es heißt: von den Toten auferstehen.
Eine lohnende Spur für die kommende Woche …
Burkhard Schönwälder