- Sonntag im Jahreskreis, 12.11.2017 – Zum Evangelium nach Matthäus 25, 1 – 13
Seid also wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.
Wie ein Märchen aus dem Orient klingt dieses Evangelium. Jungfrauen werden genannt, Öllampen und ein Bräutigam, der zu später Stunde eintrifft und Hochzeit feiert. Blumig, malerisch, romantisch.
Nun, bei der Hochzeit mit meiner Gattin war keine Öllampe im Spiel. Der Zeitplan war fest getaktet und wir waren gleichzeitig in der Kirche. Die Spontis in unserer Kirche haben uns ein wundervolles Konzert gesungen und Pastor Dietmar Schmidt wie auch Gemeindereferentin Gertrude Knepper haben mit ihrer Predigt unsere Herzen berührt, bis heute. Von dem Platz, an dem wir die Ehe eingegangen sind, kann man durch leichtes Blicken nach rechts oben ein Fenster sehen, auf dem eine Posaune zu sehen ist, eine apokalyptische Abbildung und eine kleine bildliche Erinnerung auch an die Lesung aus dem Paulusbrief an die Thessalonicher.
Ein biblisches Wortbild und eine Erinnerung an eine tatsächliche Hochzeit – was sucht das hier? Ich finde, beides gehört zwingend zusammen. In einer Ehe verbinden sich zwei Menschen. Sie werden mit Gottes Segen zu Begleitern des jeweilig anderen Lebens. Nicht nur für die Zeit dieses Lebens, sondern in der Hoffnung über das Leben hinaus. Diese Verbindung zum gemeinsamen Leben ist uns ein Fest wert, ein Fest, in dem das Leben gefeiert wird. Höchste Zeit, das das gefeiert wird. Aber nicht um des Festes Willen, sondern auch als Ausdruck von Dankbarkeit. Denn das, was wir feiern, kann nicht enden: Das gemeinsame Leben mit Gott als Begleiter über den Tod hinaus kennt keinen Schluss.
Was dieses Leben aber kennt, ist ein Leben in Zorn und Streit. Ein Leben in Verletzung und bisweilen auch der Bitte um Entschuldigung. Diesen Gedanken finden wir im heutigen Evangelium: Wir wissen weder Tag noch Stunde. Wir wissen nicht, wann wir keine Zeit mehr haben, um unsere Fehler einzusehen und um Entschuldigung zu bitten. Wir können uns nicht darauf verlassen, dass wir alle Zeit der Welt haben. Ebenso, wie die törichten Jungfrauen keinen Vorrat anlegen und zu spät kommen, können wir den richtigen Zeitpunkt verpassen.
Und wie legt man einen Öl-Vorrat an? Wie bleibt man wachsam? Im biblischen Sinne gewiss dadurch, dass man eher die Versöhnung plant als die gezielte Verletzung. Indem man mindestens versucht, einander so zu begegnen, dass sich jederzeit das Posaunensignal einstellen könnte. Das leuchtende Licht des Evangeliumstextes, von dem es klug ist, es zu bewahren, ist das den Menschen mögliche Leben in Liebe.
Einen klug genutzten Hochzeitstag in Seinem Segen wünscht Ihnen
Tim Wollenhaupt