- Sonntag der Bereitungszeit, 5.3.2017 – Zum Evangelium Mt 4,1-11
An diesem 1. Sonntag der Bereitungszeit auf Ostern hin, betrachten wir eine der bekannteren Geschichten aus der Bibel: Jesus begegnet nach vierzig Tagen in der Wüste dem Teufel, der ihn in dreifacher Weise in Versuchung führt und auf die Probe stellt.
Nachdem Jesus vierzig Tage in der Wüste gewesen ist und gefastet hat, begegnet er dem Teufel, der ihn mit Besitz, Ruhm und Macht in Versuchung führt. Doch Jesus beruft sich auf die Heilige Schrift und Gottes Wort, um dem Teufel Einhalt zu gebieten. Er besteht die dreifache Prüfung und besiegt den Teufel, sodass er daraufhin von Engeln begleitet wird und diese ihm dienen.
Befragen wir uns doch einmal selbst: hätte ich dem Werben des Teufels widerstanden? Hätte ich trotz meines unendlich großen Hungers das Essen verweigert? Hätte ich nicht den mutigen Sprung vom Dach des Tempels gewagt, um den Ruhm und den Applaus der Menschenmenge zu bekommen? Hätte ich die Macht über alle Länder dieser Erde abgelehnt?
Sein wir mal ehrlich, es gibt diese Situationen im Leben, wo man der Versuchung nicht widerstehen kann. Man nascht von der Schokoladentafel, obwohl man gerade Diät hält, man spickt in der Klausur, weil man das Lernen vernachlässigt hat, man spricht hinter dem Rücken von jemandem über ihn, obwohl man weiß, dass die Person dies hören kann, man „beschönigt die Wahrheit“, wie es so schön heißt und belügt damit einen wichtige Menschen … und wie häufig schafft man es, dies nicht zu tun? Schafft man es, die Schokolade liegen zu lassen, bis man sein Wunschgewicht erreicht hat und die Diät beendet? Versucht man frühzeitig mit dem Lernen anzufangen, wie man es sich jedes Semester wieder vornimmt damit man in der Prüfung nicht betrügen muss und nicht mit Freunden auszugehen, Serien zu gucken oder das Zimmer aufzuräumen? Wird man sich bewusst, wie schmerzhaft es ist, wenn jemand hinter dem Rücken über einen spricht, oder wie es ist, wenn man belogen wird und lästert nicht oder belügt jemanden? Das sind die kleinen Dinge im Leben, aber wie ist es mit den großen? Was ist mit Besitz, Ruhm und Macht? Hat nicht jeder den Traum: Wie schön wäre es, beim Lotto spielen eine Millionen Euro zu gewinnen? Und die wenigsten würden das gewonnene Geld spenden oder für ihre Mitmenschen ausgeben, meist malt man sich doch aus, welches Haus man dann hätte und welches teure Auto man fahren würde.
Würden solche TV Formate wie „Deutschland sucht den Superstar“ oder „Germanys Next Topmodel“ so beliebt sein, wenn die Teilnehmer nicht berühmt werden wollten und die Zuschauer nicht selbst von so einem Ruhm träumen würden?
Wenn man eine Umfrage starten würde, wie viele Menschen wollen Starfußballer werden, wie viele Menschen wollen ein berühmter Sänger oder eine Sängerin werden, wie viele Menschen streben bestimmte Berufe an, weil sie besonders viel Geld bringen? Muss man nicht heute Abitur haben und anschließend Studieren, um dann einen guten Beruf mit möglichst viel Ansehen und Geld zu bekommen?
Und bei dem Stichwort Macht und machthungrige Menschen fallen mir zur Zeit einige Politiker und Staatsoberhäupter ein, die ihre Macht missbrauchen oder soweit ausbauen wollen, dass man sie nicht mehr angreifen kann.
Der Mensch ist nicht perfekt, der Mensch ist fehlbar. Und doch konnte der Mensch Jesus Christus den Versuchungen des Teufels widerstehen. So hat uns Jesus vorgelebt, dass Besitz, Ruhm und Macht nicht die Dinge sind, welche man im Leben braucht und dass diese schon gar nicht zu jedem Preis erlangt werden sollten. Jesus Vertrauen in Gott war größer als alle Versuchungen des Teufels. Sein Gottvertrauen ließ ihn widerstehen und macht uns Menschen frei. Gottes Wort ist für ihn das wahre hungerstillende Wort, welches hilft den Versuchungen zu widerstehen und das wirklich Wichtige zu erkennen.
Und so frag ich mich: Wie viel Gottvertrauen brauche ICH, um auf Gottes Wort zu vertrauen?
Julia Hielscher
Studentin der katholischen Theologie und Kunst in Münster.
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.