Zum Evangelium Lk 4, 1-4.4, 14-21 am 3. Sonntag im Jahreskreis – 24.1.2016
Das Jahr 2016 ist noch keinen Monat alt und doch gewinnt man schon den Eindruck, dass sich das politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Chaos von 2015 ungebremst fortsetzt. Die Nachrichten über unglückselige Entwicklungen häufen sich in einem Maße, dass man schon ein Ignorant oder ein „Extremoptimist“ sein muss, um angesichts all dessen nicht mit Sorge in die Zukunft zu schauen. Die Komplexität der letztlich alle miteinander verwobenen Konflikte trägt in sich die Gefahr, dass „Zwischentöne“ verloren gehen und die Ansichten radikaler werden (sowohl in die eine wie in die andere Richtung: Schwarz oder Weiß! Grautöne gibt es oft nicht mehr in der öffentlichen Diskussion!). Und das Gefühl der Verunsicherung und Hilflosigkeit treibt so manchen Menschen in die Arme derer, die sich genau daraus nähren und noch mehr für Entzweiung sorgen.
Und dann lese ich im heutigen Evangelium das Jesajazitat von einem Gnadenjahr, das sich nach Jesu Worten heute – also in und durch seine Gegenwart – in ihm und mit ihm erfüllt. Welch ein krasser Gegensatz zur allgemein verbreiteten Wahrnehmung der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Situation!
Wunschdenken? Blauäugigkeit? Man kann sich in etwa vorstellen, wie die Reaktion auf eine solche Verkündigung heute aussähe: Jesus würde vermutlich mit dem Unwort des Jahres 2015 abgetan: Gutmensch! Und man würde ihm Realitätsverlust attestieren. Aber die politische Situation zur Zeit seiner Verkündigung war auch nicht ruhiger!
Was also ist es, was ihn mit so großer Selbstverständlichkeit das Kommen des Heils verkünden lässt? Lukas, der sich zur Aufgabe gemacht hat, das Zeugnis der Augen- und Ohrenzeugen und das der ersten „Diener des Wortes“ zu sammeln und weiterzutragen, verweist darauf, das Jesus „erfüllt von der Kraft des Geistes“ handelt und redet, und Jesus selbst bezieht das Zitat aus dem Ersten Bund „Der Geist des Herrn ruht auf mir …“ ganz eindeutig auf sich. Dieser Geist baut am Reich Gottes, man muss ihn nur an sich heran und in sich wirken lassen. Offenbar tun wir Menschen uns leider so schwer damit …
Dass dieser Geist des Herrn uns in der Lage versetzt, die Geister zu scheiden und zu erkennen, was richtig und Heil stiftend ist, dass er unser Denken und Handeln zum Guten lenkt, gerade auch angesichts der konkreten Aufgaben, die in naher Zukunft auf unseren Ortsteil zukommen, das wünsche ich uns!
In diesem Sinne eine gute Woche!
Maria Schmale
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.