5. Sonntag der Osterzeit, 18.05.2014
Zum Evangelium nach Johannes 14, 1 – 12
Vor einiger Zeit war dieser Text das Evangelium bei einer Auferstehungsfeier, also einem Begräbnis. Der Gedanke, dass die Verstorbene nun in eine Wohnung im väterlichen Haus beziehe, war dabei ein sehr tröstlicher.
Der Text nimmt das Osterwunder vorweg. Jesus spricht zu den Jüngern und fasst den Abschied und das Wiedersehen zusammen. Das „aus der Welt gehen“ ist also nichts Endgültiges, sondern die Voraussetzung für das Wiedersehen. Die Stimmung der Jünger ist alles andere als heiter. Sie ist von Zweifeln geprägt. Und in der Frage des Thomas’ „Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen?“ kommt genau die Hilflosigkeit zum Ausdruck, die auch in der trauernden Gemeinde herrschte. Wie sollen wir ohne den Menschen klar kommen, den wir gleich beerdigen? Wie sollen wir uns bei diesem Verlust auf ein Wiedersehen freuen können?
Jesus antwortet Thomas mit dem Satz „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Und dann wurde an den Menschen erinnert, der nun auf der Taufstelle unter dem Kreuz lag. Daran, dass dieser Mensch seiner Umgebung offen, herzlich, aufmerksam und sensibel begegnete. Daran, dass in dem, wie dieser Mensch den Menschen begegnete, Gottes Liebe offenbar wurde. Und schließlich daran, dass dieser Mensch fest an das Leben glaubte. An das feierliche Leben in unserer Gegenwart, aber auch an das Leben in Gottes Gegenwart. Dieser Mensch hatte sich und seine Familie auf den Weg in eine neue Wohnung vorbereitet.
In dieser Auferstehungsfeier wurde mir klar, dass Jesus mit seinem Satz auf die Ängste und deren Bewältigung eingeht. Der Weg ist nicht immer gerade und ebenerdig. Er kann krumm und steinig sein, steil und schmerzhaft. Aber am Ende des Weges steht Leben. Der Satz nimmt die Trauer auf und macht Hoffnung.
Egal, wo Sie sich gerade auf dem Weg befinden: Ihnen wünsche ich eine solche Bestärkung und einen guten Weg.
Tim Wollenhaupt
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.