Zum Evangelium Lk 7, 11-17 am Sonntag, dem 9.6.2013
Sieh, dein Sohn lebt,
sagt Elija zu der Witwe, die gerade noch um den verstorbenen Sohn trauert
und diese antwortet:
Jetzt weiß ich, dass [ ] das Wort des Herrn wirklich in deinem Mund ist.
Dies berichtet das Buch der Könige und in gleicher Tradition
schreibt Lukas in seinem Evangelium von der Begegnung Jesu
vor der Stadt Nain mit einer Witwe, der Mutter eines gerade Verstorbenen.
Eine Frau, die durch den Tod ihres Mannes und
nun durch den Tod ihres Sohnes doppelt getroffen worden ist.
Lukas erzählt hier eine Geschichte, die der rund 600 Jahre älteren Geschichte
um den Propheten Elija aus dem Tanach,
dem Alten Testament, der heutigen 1. Lesung sehr ähnelt.
Beide biblischen Texte erzählen, dass Gott Mitleid mit denen hat,
die in Trauer sind und dass Gottes Tat und Wort
Macht über Leben und Tod hat:
Steh auf!
Wenn es um Leben und Tod geht, braucht es Vertrauen.
Dieses Vertrauen können wir uns leisten,
denn Gott ist in Jesus Christus zu uns gekommen,
ist einer von uns geworden, hat mit uns gelebt.
Er ist für uns gestorben und ist auferstanden,
Sieger über den Tod!
Soweit zur Theorie.
Vertrauen haben, fällt nicht leicht,
wenn gerade die Mutter von drei Kindern um den Vater ihrer Kinder weint;
nicht in der Lage den Kindern in deren eigener Trauer Trost zu spenden.
Es fällt nicht leicht,
den Jungen aufzumuntern und Wege aufzuzeigen,
dem man gerade im Schmerz der Erwartung
des Krebstodes des eigenen Vaters zu erklären versucht,
es sei doch Erlösung vom Leiden.
Wenn ich ehrlich bin, tröstet mich das jetzt nicht!
Mutter und Sohn weinen nach langen drei Wochen ohne Tränen endlich
um den Mann und Vater,
dessen Leben innerhalb von einer Minute endete.
Aus dem Nichts heraus.
Fassungslos reagiert der Mann auf die vor der Tür stehenden Polizeibeamten,
die die Aufgabe haben, von den schweren Folgen des Unfalls auf der A40 zu berichten,
von den Folgen für eben jene Familie hier,
die hier in dieser Wohnung gelebt hatte,
von der nur noch er, der Mann, der auf der Fußmatte gerade zusammensinkt, übrig ist.
Schwer zu fassen und zu ertragen ist, wie ein alter Mensch vor sich hin siecht, zu stark um zu sterben, zu schwach um zu leben.
Erlöse doch, Tod!
Ich glaube, das Evangelium richtet sich erst in zweiter Linie
an die Trauernden,
die Witwe, die Mutter,
den Witwer, den Vater,
den Sohn, die Tochter,
die vom schmerzhaften Verlust getroffen sind.
In erster Linie geht es zunächst an die Sterbenden,
an die Sterblichen.
An uns alle!
Wenn du stirbst, dann steh auf!
So wie ich es euch vorgemacht habe am dritten Tage.
Ich habe den Tod besiegt. Lebe! Lebe in mir!
Und die Trauernden?
Was ihr für einen meiner gering geachteten Geschwister getan habt, das habt ihr für mich getan.
Jesus selbst weint trotz allem um seinen Freund Lazarus. In Trauernden begegnen wir Gott selbst,
wie im Gleichnis (Mt 25,34ff) in den Hungrigen, Durstigen, Gefangenen, Nackten.
Denn als ich Hunger hatte, habt ihr mir zu essen gegeben;
als ich Durst hatte, gabt ihr mir zu trinken;
als ich fremd war, habt ihr mich aufgenommen
Annehmen, zuhören, in den Arm nehmen,
organisieren, helfen, beten, mit weinen! Nichts erklären müssen, sondern
da sein!
So wie Gott uns im Evangelium zur Seite steht und Mitleid mit uns hat,
stehen wir anderen bei oder die Anderen stehen uns selbst bei.
Das ist Gottesbegegnung!
Den Trauernden Zeit geben, SEINE Botschaft als Trost zu begreifen:
Dein Kind lebt! In mir, bei mir!
Gott hat sich seines Volkes angenommen.
Und die Kunde davon verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum.
Thomas Schlott
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-, und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.