Impuls zum Dreifaltigkeitssonntag, 26.5.2013
“Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes, des Vaters,
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!” Mit
diesen Paulusworten aus 2 Kor 13,13 werden wir in St. Maria Magdalena
immer wieder im Gottesdienst begrüßt. Auch an anderen Stellen der
Liturgie gibt es Hinweise auf das Geheimnis der Dreifaltigkeit, z.B.
beim Kreuzzeichen.
So sehr uns diese Formulierungen und Zeichen vertraut sein mögen, so
schwierig ist es, den Begriff der “Dreifaltigkeit” in Worte zu fassen.
Womöglich entzieht er sich sogar jedem Versuch einer Definition, können
wir uns der Dreifaltigkeit nur als einem Geheimnis nähern.
Rainer Maria Rilke hat ein Gedicht verfasst, das den Begriff des
Geheimnisses in sehr anrührenden Worten aufgreift:
“Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund, und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern!
Die Dinge singen – hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: Sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.”
Gott kann existenziell erfahren werden, kann mein Leben bestimmen und
bereichern… – meinem Verstand unterwerfen kann ich ihn nicht. So lädt
uns dieses Fest vielleicht einfach dazu ein, Gott sein Geheimnis zu
lassen und seine Unverfügbarkeit zu respektieren, weil dies dem Wesen
Gottes angemessen ist. Könnte es nicht sein, dass es uns nur so möglich
ist, Gott als dem “ganz Anderen” zu begegnen bzw. uns ihm zu öffnen?
Einen Aspekt dieses Geheimnisses möchte ich in diesem Impuls noch
aufgreifen, weil er mir persönlich wichtig ist: den Aspekt, die
“Dreiheit in der Einheit” (oder auch die “Einheit in der Dreiheit”)
Gottes als dynamisches Beziehungsgeschehen zu begreifen. Hier findet
vieles Raum in Gott, was ich selbst als widersprüchlich empfinden mag,
was auch mein “Gottesbild” anfragt und ins Wanken bringt. Diese Sicht
richtet sich gegen jede Starrheit auch in Glaubensfragen, drängt auf
Bewegung, auf Wandlung. In diesem Sinne darf ich mich ganz persönlich –
gerade auch mit all meinen Widersprüchlichkeiten – hinein geben in die
lebendige Beziehung mit Gott; im Vertrauen darauf, dass er mich in die
Weite führt.
Brigitte Meier
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-, und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.