Zum Evangelium nach Markus 12, 28-34 am Sonntag, den 4. November 2012
Diese Stelle aus dem Evangelium ist mir scheinbar ganz vertraut, so oft habe ich sie schon gelesen und gehört … so oft, dass es mir damit so geht, wie mit Vielem, das mir vertraut bzw. wohlbekannt ist: Ich nehme es nur noch flüchtig wahr, verliere meine Aufmerksamkeit fürs Detail und das Zusammenspiel des Ganzen.
Es wäre vielleicht gar nicht so schlecht, da heranzugehen wie der Künstler Christo: Das Ganze einmal eine Weile vor den Sinnen verbergen, um es dann beim wieder „Auspacken“ neu zu entdecken. Nicht umsonst verhüllen wir das Kreuz in der österlichen Bereitungszeit …
„Unser Gott ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.“ – Volle Konzentration auf das Wesentliche, ein wirklich essentieller Hinweis!! Wie oft erfahre ich mich als hektisch, unkonzentriert, hin und her gerissen, weil ich gar nicht alles unter einen Hut bekomme, was mir wichtig, interessant und bedeutsam erscheint. Und so manches Mal bin ich auch ratlos und überfordert von dem, was mir in meinem Alltag begegnet. – Über allen Dingen steht ER, JAHWE, der uns sein unbedingtes JA , ICH BIN (FÜR EUCH)DA zugesagt hat. Ein erneuter fokusierter bewusster Blick darauf, lässt mein Herz ruhiger schlagen.
Und direkt dabei, auf gleicher Wichtigkeitsebene eingeordnet, steht im Evangelientext: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Wie wichtig die Balance ist, die diese Weisung zum Ausdruck bringt! Alle noch so gut gemeinte Nächstenliebe wird letztendlich zum „Krampf“, wenn ich mich selbst nicht als liebenswert und wichtig wahrnehme. Und die Selbstliebe ohne Nächstenliebe lässt mich vereinsamen und gefühlskalt werden. Aber wie genau die richtige Balance halten?
Jesus stellt die Liebe zum Nächsten und zu sich selbst auf eine Ebene mit der unbedingten und uneingeschränkten Liebe zu Gott. Das finde ich ergreifend und ermutigend zugleich. Sein Geschenk der Zuwendung und der unbedingten Annahme gibt jedem von uns eine unverbrüchliche Würde. So ein Geschenk kann man nur in großer Liebe und Dankbarkeit erwidern. Jedes Mal, wenn mir dieses Zusammenspiel von Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe wieder neu bewusst wird, macht mich das unendlich dankbar und froh.
GOTT SEI DANK!
Maria Schmale
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-, und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.