Zum Evangelium Mt 13, 24-43 am Sonntag, dem 20.7.2014
„In jener Zeit erzählte Jesus der Menge das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Leute schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging wieder weg. Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zum Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Weizen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut? Er antwortete: Das hat ein Feind von mir getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, sonst reißt ihr zusammen mit dem Unkraut auch den Weizen aus.“
Ein ganzer Eimer reinstes Wasser. Und ein Tropfen einer dreckigen Brühe – der reicht aus und das ganze Wasser ist verdorben!
Ein Eimer Farbe, strahlendes Weiß! Und dazu nur ein Schuss schwarz und alles wird grau!
Verdorben ist eine Sache ganz schnell. Und wenn das dann der Fall ist, dann bekommt man sie eigentlich nie mehr – oder doch nur ganz, ganz schwer – wieder richtig sauber. Um etwas kaputt zu machen, braucht es weit weniger, als um aufzubauen oder wieder herzustellen. Das ist eine Erfahrung, die jeder und jede von uns jeden Tag aufs Neue selber machen kann. Vom Schlechten braucht es meist nur eine ganz kleine Portion. Vernichtung, Zerstörung, ja Böses, das wirkt offenbar fast von allein. Dagegen hat das Gute eigentlich keine Chance. Das Schlechte, das verbreitet sich wie von Zauberhand mühelos und atemberaubend schnell. Das Gute bleibt dabei nahezu immer auf der Strecke.
Aber kennen wir immer die Unterschiede zwischen „Unkraut und Weizen“?
Um sich in dieser Kompliziertheit zurechtzufinden, greifen wir gerne zu einem altbewährten Konzept: Wir teilen die Welt ein und schaffen Ordnung, indem wir uns eines Schemas bedienen. Das Einteilungsschema vieler Menschen ist einfach: Es gibt Schwarz und Weiß, Progressiv und Konservativ, Deutsche und Ausländer, eine böse Welt und eine gute Welt. Solche Schemata wirken äußerst anziehend, versprechen sie doch Klarheit und Übersichtlichkeit auf einem undurchsichtigen Terrain. Diejenigen, die sich das Schema zurechtlegen, nehmen dann für sich selbst und ihre Positionierung meist das Prädikat “Gut” in Anspruch.
Ist die Welt erst einmal eingeteilt und so Übersicht und Durchblick gewonnen, liegt es nahe, einen weiteren Schritt zu tun. Hier hilft das Motto: die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen, oder auch der angeblich so gesunde Menschenverstand, der uns sagt, ein fauler Apfel stecke auch die gesunden an und müsse daher früh genug aussortiert werden.
Einteilen, urteilen, abstempeln, verurteilen, aussondern und absondern – das geschieht mit Menschen, die uns bedrohlich erscheinen. Solche Reaktionen gelten landauf landab als relativ harmlose Reaktionen. Extrem wird es, wenn man sich der Devise ‚mit Stumpf und Stiel ausrotten‘ verschreibt. Ausgerottet wird dann aus rein edlen Motiven: es verderben ja sonst auch die guten Äpfel.
Unsere Aufgabe zwischen Saat und Ernte ist nicht das Richten, nicht das Unterscheiden nach Gut und Böse, nicht das Bemessen, Beurteilen und Trennen. Dieses können wir getrost Gott überlassen.
Josef Winkler
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männern aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.