19. Sonntag im Jahreskreis, 11.08.2024
Zum Evangelium nach Johannes 6, 41 – 51
41 Da murrten die Juden gegen ihn, weil er gesagt hatte: Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. 42 Und sie sagten: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen? 43 Jesus sagte zu ihnen: Murrt nicht! 44 Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag. 45 Bei den Propheten steht geschrieben: Und alle werden Schüler Gottes sein. Jeder, der auf den Vater hört und seine Lehre annimmt, wird zu mir kommen. 46 Niemand hat den Vater gesehen außer dem, der von Gott ist; nur er hat den Vater gesehen. 47 Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben. 48 Ich bin das Brot des Lebens. 49 Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. 50 So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. 51 Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.
Nein, ich werde mir nicht die wortwörtliche erste Assoziation eines lebendigen Brotes vorstellen. Das ist nicht das Evangelium von „Bernd das Brot“.
Oder doch?
Natürlich nicht. Wie kann man eine Comicfigur in einer Bibeltextstelle erwähnen?! Nun, ganz einfach deshalb, weil es so schön bildhaft ist. Jesus spricht doch häufig in Alltagsbildern – zumindest, nachdem Martin Luther das so hübsch bildreich übersetzt hat…
Vom Wasser spricht er, von dem man niemals mehr neuerlich durstig wird. Und vom Brot, das von Gott kommt. Brot, das sein Fleisch ist. Gut, hier braucht man schon eine merkwürdig verdrehte Fantasie, damit das Bild appetitlich aufgeht. Aber dennoch ist es so wundervoll eingängig. Ausgerechnet in einem Land, welches für seine variantenreichen Backprodukte weltbekannt ist.
Natürlich denkt man an die Bitte aus dem Vaterunser: Unser tägliches Brot gib uns heute. Nicht die Käseknifte, nicht das Marmeladenbrot, auch nicht den Rosinenstuten, sondern die leicht verdaubare, nahrhafte, täglich frische Dosis dessen, was wir wie eine Mahlzeit zum Leben brauchen. Und je länger ich darüber nachdenke, was ich da so täglich über meine Zunge laufen lasse, merke ich, dass es tatsächlich häufig Brot ist. Gerne auch genüsslich verspeist, wenn es noch ofenwarm auf den Tisch kommt. Gut, es wäre nicht schlecht, wenn man für den Anfang erkennt: Gott ist dufte. Gott ist bekömmlich. Gott hat einen Vorrat, der für jeden Tag reicht. Aber wenn es über die reine biologische Verdauung hinausgehen soll: Was ist es eigentlich, was ich täglich neu brauche? Was ist so wichtig, dass ich es vielleicht noch nötiger brauche als Nahrung? Nicht nur zu Fastenzeiten stellt man ja überrascht fest, dass man auch längerfristig ohne das auskommt, was man sonst für unverzichtbar hält.
Wenn ich ganz viel Glück habe, dann höre ich mehrmals am Tag, wie ein anderer Mensch mir seine liebende Verbundenheit zu mir ausdrückt. Mal in Worten, mal in einem Lächeln, mal mit einem Kuss oder einer Umarmung. Das ist etwas, was mich schweben lässt, durch den Tag trägt, mich auch bei räumlichen Distanzen ganz nah zu einem ganz bestimmten anderen Menschen bringt, was ich körperlich spüre. So eine tägliche Dosis Liebe. Auch ganz leicht verdaulich, aber unendlich wichtig für das Leben in Fülle.
Wenn wir um das tägliche Brot bitten und Jesus sich als Brot bezeichnet, sollen wir erfahren, dass er uns täglich mitteilt, dass er uns hingebungsvoll liebt. Ganz ungeachtet dessen, was wir sonst in unserem Leben erfahren. Diese kleine Dosis jener unendlichen Liebe, die mir niemand vom Buffetteller nehmen kann, das ist Jesu Zusage.
Das macht mich auf die schönste Weise satt. Und Sie?
Ihnen wünsche ich in diesem Sinne einen guten Appetit.
Tim Wollenhaupt