Hinweis:
Aufgrund der zahlreichen Taufen in der Osternacht und aufgrund der mit der Bereitungszeit verbundenen Erstkommunionkatechese ist es möglich, dass eine Gemeinde in der Bereitungszeit den Fokus auf das Lesejahr A legt, das den Blick stärker auf die Initiation richtet.
Zum Evangelium Joh 4, 5-15 am Sonntag, dem 3. März 2013
Wahrlich, ein Skandal ersten Ranges! Ort des Geschehens: Der Jakobsbrunnen – mittags um 12:00 Uhr. In aller Öffentlichkeit spricht ein Mann, ein Jude, zudem ein jüdischer Rabbi, eine Frau an und beginnt mit ihr ein Gespräch. Strenge Zurückhaltung hätte er üben müssen, zumal sie eine Samariterin ist. Sein Verhalten ist nach jüdischer Auffassung höchst unschicklich und unsittlich. Beide wissen darum, dass sie sich eigentlich aus dem Weg gehen müssten. Es ist Jesus, der hier gesellschaftliche und kultische Barrieren überschreitet. Seine Jünger sind verwundert, dass er mit einer Frau spricht. Und die Frau fragt „Wie kannst du als Jude mich, eine Samariterin, um Wasser bitten“
Das unorthodoxe Verhalten Jesu wird im Laufe eines langen Gesprächs einsichtig. Vergeblich hat sie nach menschlicher Zuneigung und Liebe gesucht. Dabei ist sie bereits an den sechsten Mann geraten. Innerlich geradezu ausgebrannt kommt sie daher. Nun endlich trifft sie in Jesus einen Menschen, der sie versteht und so annimmt, wie sie ist. Auf recht einfühlsame Weise hilft Jesus der Samariterin, zu sich selbst grundehrlich zu sein. Sie darf zu ihren Schattenseiten stehen und soll zugleich die guten Seiten an sich entdecken. Sie darf zeigen, dass sie bei allem fragwürdigen Lebenswandel ein guter Mensch ist. Jesus hebt nicht den moralischen Zeigefinger und hält auch keine Strafpredigt.
Wo haben nun wir unsern Platz am Brunnenrand? Der „Jakobsbrunnen“ hat weltweit seine Standorte. Wo immer das Eis von kühler Distanz und Ausgrenzung schmilzt, wird eine heilende und befreiende Verwandlung geschehen, wie damals am Jakobsbrunnen in Samaria. Mal sind wir wie Jesus, der auf Menschen zugeht, die Dreck am Stecken haben.
Um zu ihnen auf Tuchfühlung gehen zu können, werden auch wir die eine oder andere moralische und gesellschaftliche Hürde überschreiten müssen. Und mal – vielleicht öfter als wir uns eingestehen wollen – sind wir in der Situation der Samariterin. In ihr der Frau ohne Namen, erkennen wir uns wieder mit unseren eigenen Wegen, die nicht selten in Sackgassen enden, mit unserer mehr oder weniger unbewältigten Vergangenheit.
– Welche gesellschaftlichen, religiösen und moralischen Gesetze und Gewohnheiten hindern uns daran, uns vorurteilsfrei auf andere Menschen einzulassen?
– Ist unsere Gemeinde und sind unsere Gemeinschaften Orte menschlicher Begegnung und Kommunikation, an denen Menschen wie an einem Brunnen verweilen und neue Kraft schöpfen können?
Hans – Josef Winkler
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-, und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.