Zum Evangelium Joh 20, 1-9 am Ostersonntag Morgen, 31.3.2013
Da war einmal ein guter Mensch. Und dieser Mensch der fand in seinem Garten, einen großen Strauch, übervoll mit Hunderten von Raupen. Er hatte Mitleid mit dem hässlichen Gewürm, das sich da Stunde für Stunde vorwärts plagte, um mühselig die Stängel zu erklettern und ihr Fressen zu suchen. – „Arme Raupen“, dachte er, „sie sehen kaum die Sonne, und haben keine Ahnung vom Regenbogen in den Wolken, und von den Liedern der Nachtigall!“
Da dachte unser guter Mensch: „Wenn diese Raupen nur wüssten, was einmal aus ihnen werden wird, wenn sie nur ahnen würden, was ihnen als Schmetterling blüht, sie würden ganz anders leben, froher, zuversichtlicher, mit viel mehr Hoffnung. Und sie würden erkennen, dass Leben eben nicht nur aus Fressen besteht und dass der Raupentod nicht das Letzte ist.“
Er sagte es ihnen, aber die Raupen hörten nicht. Das Zukünftige, das Schmetterlinghafte, das ließ sich in der Raupensprache einfach nicht ausdrücken. So versuchte er es mit Gleichnissen, versuchte Vergleiche zu finden: Er sagte: „Dann als Schmetterling, da wird es so schön sein, wie auf einem riesigen Feld voller Mohrrübenkraut…“ Und die Raupen nickten, und in ihrem Raupenhorizont dachten sie nur ans endlose Fressen.
Auch so ging es also nicht. Deshalb versuchte der gute Mensch den Raupen ganz deutlich zu sagen, was werden würde. Er sagte ihnen, dass ihr Puppensarg nicht das Letzte sein werde, dass sie verwandelt würden, dass Ihnen über Nacht Flügel wachsen würden und dass sie leuchten würden wie Gold. Die Raupen aber sagten: Jetzt spinnt er endgültig, Hau ab! Du hältst uns nur vom Fressen ab!
Raupen sind dumm, Raupen kapieren so etwas nicht. Raupen können die Botschaft von der Auferstehung als Schmetterling eben nicht verstehen. Das hätte unserem guten Menschen eigentlich von vorneherein klar sein müssen. Den Raupen etwas von einer zukünftigen Welt erzählen zu wollen, das war von Anfang an vergebliche Liebesmüh. Bei Raupen ist das eben so!
Zum Glück ist das bei uns ganz anders!
Ein Glaube, der in der Tat Leben verändern kann. Denn wer diesem Jesus Christus glaubt, wer wirklich glaubt, dass auch wir gleichsam über Nacht verwandelt werden, dass auch unser Leben mit seinem Tod an alles nur nicht an ein Ende stößt, wer das wirklich glaubt, der wird anders leben. Der wird nicht mehr, wie jene Raupen sein, die nur ans Fressen denken, der wird sein Herz nicht an Besitz und Reichtum hängen, an all die Dinge, die in jenem Leben, von dem Christus spricht, absolut nichts mehr zählen. Er wird vor allem auf das achten, was wirklich bleibt, und allem voran auf die Beziehungen zu anderen Menschen, darauf, dass wir uns wirkliche Freunde erwerben, Beziehungen zu Menschen, die uns auch in diesem anderen Leben erhalten bleiben.
Diese Hoffnung, müsste man dann doch eigentlich unter uns Christen auch spüren können. Sie müsste eigentlich gleichsam in unserem Leben, in unseren Gesichtern zu entdecken sein, in Gesichtern, die diese Freude des Osterglaubens dann doch eigentlich auch widerspiegeln müssten.
Schauen wir ganz einfach was die Gesichter, die uns heute begegnen, von der Hoffnung des Osterstages erzählen. Und ich wünsche uns allen, dass es keine Gesichter von unverständigen und ungläubigen Raupen sind, die wir sehen, ich wünsche uns allen, dass wir in die erlösten, glaubenden Gesichter österlicher Menschen blicken, Gesichter, die Gesichter, die etwas von der Hoffnung ausstrahlen, die uns alle erfüllt, eigentlich jeden Tag, aber ganz besonders an diesem Ostermorgen.
Hans – Josef Winkler
Die Rubrik Impuls zum Sonntag – gibt Frauen und Männer aus unserer Gemeinde die Möglichkeit, ihrem priesterlichen und prophetischen Auftrag Ausdruck zu verleihen. An dieser Stelle finden Sie in jeder Woche neu persönliche Gedanken zum Evangelium des jeweiligen Sonntags – individuelle Lebens-, und Glaubenszeugnisse von Menschen, die versuchen, ihr Leben aus der Kraft der Taufe anzunehmen und zu gestalten.